Internetstimmen zum Tode von Papst Johannes Paul II.


Redaktionelle Vorbemerkung zum Zitieren der folgenden Texte

 


T-Online, Stellungnahmen vom 2. bis 4.4.05

http://onnachrichten.t-online.de/c/38/33/99/3833998.html

http://onnachrichten.t-online.de/c/38/35/23/3835238.html

(Wiedergabe zum Teil gekürzt)

 

 



Der Tod von Papst Johannes Paul II. hat in der ganzen Welt große Trauer und zugleich Bekundungen der Dankbarkeit ausgelöst. Hunderttausende versammelten sich vor allem in Europa und Lateinamerika in Kathedralen und Kirchen. Gleichzeitig trafen im Vatikan Kondolenzschreiben aus aller Welt ein. Der letzte sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow würdigte den Verstorbenen als "obersten Humanisten auf diesem Planeten.
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Bush: "Ein Held für alle Zeiten"
US-Präsident George W. Bush bezeichnete den Pontifex als eine der größten moralischen Führungspersönlichkeiten der Geschichte. Er sei bescheiden, weise und furchtlos gewesen und habe auch im Angesicht des Leidens Mut gezeigt - "ein Held für alle Zeiten", erklärte der dunkel gekleidete Präsident. Bereits unmittelbar nach der Todesnachricht hatte Bush, der Protestant ist, die Flagge am Weißen Haus auf Halbmast senken lassen. Das Verhältnis zwischen Bush und dem Papst war nicht unkompliziert: Johannes Paul II. hatte den Irakkrieg kritisiert.

Israel: Papst beendete historisches Unrecht
In Israel sagte Außenminister Silwan Schalom, der Papst habe eine neue Ära der Versöhnung in den Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den Juden eingeläutet. Er sprach die Hoffnung aus, dass auch der nächste Papst die guten Beziehungen zu Israel fortsetzen werde. Der israelische Staatspräsident Mosche Katzav sagte, er kondoliere im Namen des jüdischen Volkes Millionen von Trauernden in der christlichen Welt. Man werde Johannes Paul II. als den religiösen Führer in Erinnerung behalten, der "mutig aufgestanden ist und ein historisches Unrecht beendet hat, indem er Vorurteile und Anschuldigungen gegen die Juden offiziell zurückwies". Zum Abschluss seiner historischen Reise ins heilige Land im März 2000 hatte der Papst um Vergebung für die Judenverfolgungen in der Geschichte gebeten.

Staatstrauer in Polen
Mit tiefer Trauer und Erschütterung reagierten die polnischen Landsleute des Kirchenführers auf seinen Tod. In Krakau, der alten Bischofsstadt von Johannes Paul, hatten manche Gläubige - wie auch in anderen Städten Polens - die ganze Nacht in den Kirchen gewacht und gebetet. Bis zur Beerdigung des Pontifex herrscht in Polen Staatstrauer, die Flaggen vor öffentlichen Gebäuden werden eine Woche lang auf Halbmast gesetzt. Staatspräsident Aleksander Kwasniewski bezeichnete den Tod von Johannes Paul II. als unwiederbringlichen Verlust der "größten moralischen Autorität".

Blair: Alle verehrten Johannes Paul II.
UN-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete den verstorbenen Papst als einen "unermüdlichen Anwalt für den Frieden, eine wahren Pionier des Dialogs zwischen den Religionen und eine starke Kraft der selbstkritischen Bewertung der Kirche". Nach den Worten des britischen Premierministers Tony Blair hat "die Welt einen religiösen Führer verloren, der von den Menschen aller Glaubensrichtungen verehrt wurde". In seinem Kampf für "das, was er für richtig und gut erachtete", habe er niemals gezaudert.

Chirac: Türen der Kirche für Hoffnungen und Leiden der Welt geöffnet
Der französische Präsident Jacques Chirac erklärte, Frankreich trauere zutiefst um den verstorbenen Papst. "Mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit hat Johannes Paul II. die Türen der Kirche für die Hoffnungen und Leiden der Welt geöffnet und damit die Herzen berührt". Der italienische Präsident Carlo Azeglio Ciampi erklärte, er trauere mitsamt "allen Italienern" um den Verstorbenen. Der Sprecher des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem erklärte, dem Papst sei es gelungen, Christen, Juden und Moslems einander anzunähern: "Wir danken dem Himmel, dass wir einen Papst wie Johannes Paul II hatten und hoffen, Gott wird uns einen Nachfolger wie ihn geben."

Mit Trauer, aber auch mit großer Anerkennung für sein Lebenswerk hat Deutschland auf den Tod von Papst Johannes Paul II. reagiert. In zahlreichen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, München und Köln läuteten die Glocken, Menschen versammelten sich spontan zu Gebeten und zur Andacht. ...

Schröder: "hoch geachtetes und geliebtes Oberhaupt"
Bundeskanzler Gerhard Schröder drückte seine tiefe Trauer aus. "Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Papst Johannes Paul II. als hoch geachtetes und geliebtes Oberhaupt der katholischen Kirche durch sein unbedingtes und unermüdliches Eintreten für den Frieden, für Menschenrechte, Solidarität und soziale Gerechtigkeit gekämpft", heißt es in einem Kondolenzschreiben. Er habe das friedliche Zusammenwachsen Europas in vielfacher Weise beeinflusst. Außenminister Joschka Fischer bezeichnete Johannes Paul II. als "außergewöhnlichen Papst und herausragende Persönlichkeit unserer Zeit". "Seine Verdienste um den friedlichen demokratischen Umbruch in Mittel- und Osteuropa trugen mit zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Überwindung der Teilung Europas bei", sagte er.

"Mauern zum Einsturz gebracht"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, würdigte das Vermächtnis des Pontifex: "Seine Entschiedenheit hat viele Mauern zum Einsturz gebracht, unter anderen gewiss auch den Eisernen Vorhang. (...) Ein mutiger Zeuge des Evangeliums, ein Großer der Weltgeschichte und ein bleibendes Vorbild nicht nur für die katholischen Christen, ist von uns gegangen. Die Welt ist ärmer geworden." Der konservative Kölner Kardinal Joachim Meisner bezeichnete die katholische Kirche nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. als Gemeinschaft ohne Oberhaupt. "Das ist die Sorge, wie wenn in einer Familie der Vater oder die Mutter stirbt", sagte Meisner.


 Protestanten: "Bedeutende ökumenische Prozesse"
Auch Vertreter der evangelischen Kirche, des Islam und des Judentums bezeugten ihre Hochachtung für den toten Kirchenführer. "Mit Papst Johannes Paul II. hat die Welt einen eindrücklichen Zeugen des Evangeliums verloren", erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber. Der Lutherische Weltbund (LWB) hob hervor, die römisch-katholische Kirche habe während der Amtszeit des Papstes "wesentlich zu bedeutenden ökumenischen Prozessen beigetragen."

Muslime und Juden würdigen Vermittlertätigkeit
Der Zentralrat der Muslime erklärte, Johannes Paul II. habe sich immer bemüht, die historischen Gräben zwischen der römisch-katholischen Kirche und der islamischen Welt zu überbrücken. Auch der Zentralrat der Juden hob die Verständigungsarbeit des Papstes hervor. Für die Juden sei Johannes Paul auch der "Papst des Friedens" gewesen, sagte Zentralratspräsident Paul Spiegel.

Kohl: Entscheidender Beitrag zu epochalen Veränderungen
Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) würdigte den Papst als eine große Persönlichkeit, die "den glücklichen Ausgang des letzten Jahrhundert wesentlich mitgestaltet hat". Dabei habe er "zu den epochalen Veränderungen in Deutschland und Europa einen entscheidenden Beitrag geleistet".

Stoiber: einer der größten Päpste überhaupt
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sagte, mit dem Tod Johannes Pauls verliere die Welt "nicht nur eine große Gestalt der Kirchengeschichte, sondern auch eine Persönlichkeit, deren Wirken einen großen Platz in der Weltgeschichte einnehmen wird". Er sei zu recht als "personifiziertes Weltgewissen" bezeichnet worden. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) würdigte Karol Wojtyla als "die überzeugendste und faszinierendste Persönlichkeit unserer Epoche, als einen der größten Päpste überhaupt".

Fast jeder zweite Deutsche hat Johannes Paul II. für einen "bedeutenden Papst mit historischen Verdiensten" gehalten. Nur acht Prozent beurteilten den Polen, der mehr als 26 Jahre die Geschicke der katholischen Weltkirche mit einer Milliarde Gläubigen leitete, als "unbedeutend", ergab eine polis-Umfrage im Auftrag der dpa im März 2005 - wenige Wochen vor seinem Tod.

 

Weiter bei T-Online: Zitate des Papstes
(http://onnachrichten.t-online.de/c/38/23/10/3823102.html, 3.4.05):

 

Papst Johannes Paul II. hat sich zu Glaubensfragen sowie zu sozialen und politischen Themen geäußert. Hier einige Zitate seit seiner Wahl zum Papst 1978:

"Ich hatte Angst, diese Wahl anzunehmen, aber ich tat es im Geist des Gehorsams..."
(Rom, 16. Oktober 1978, nach der Papstwahl)

"Ich bete für den Bruder, der mich verwundet hat und dem ich aufrichtig vergeben habe."
(Krankenhaus in Rom, 17. Mai 1981, vier Tage nach dem Attentat auf dem Petersplatz)

"Die Frauen sind nicht zum Priestertum berufen."
(Los Angeles, 16. September 1987)

"Heute stehen wir vor den Ruinen eines der vielen Türme von Babel in der Geschichte der Menschheit... Der Anspruch, eine Welt ohne Gott zu errichten, hat sich als illusorisch erwiesen."
(Prag, 21. April 1990, zum Untergang des Kommunismus)

"Nie wieder Krieg, dieses ausweglose Abenteuer; nie wieder Krieg, diese Spirale von Trauer und Gewalt; nicht dieser Krieg im Persischen Golf..."
(Rom, 16. Januar 1991, zum Ausbruch des Golfkrieges)

"Das Zölibat muss also als unschätzbares Geschenk Gottes ... in freier und von Liebe getragener Entscheidung angenommen und unablässig erneuert werden."
(Rom, 25. März 1992, Apostolisches Schreiben "Pastores Dabo Vobis")

"Nennt mich einfach Karol!"
(Manila, 14. Januar 1995, zu jugendlichen Gläubigen)

"Auch wenn der Papst von Natur aus eher nachgiebig ist, muss er streng sein, wenn es um Prinzipien geht."
(Rom, 6. März 1994)

"Abtreibung und Euthanasie sind also Verbrechen, die für rechtmäßig zu erklären sich kein menschliches Gesetz anmaßen kann."
(Rom, 30. März 1995, Enzyklika "Evangelium Vitae")

"Die Menschenrechte sind das Fundament jeder Zivilisation: Diese Überzeugung habe ich aus Polen mitgenommen, von den Auseinandersetzungen mit dem sowjetischen System und dem kommunistischen Totalitarismus."
(Auf dem Flug nach Havanna, 21. Januar 1998)

"Haben die Christen den Juden jeden möglichen Beistand gewährt? Viele taten es, andere aber nicht... Wir bedauern zutiefst die Fehler und das Versagen dieser Söhne und Töchter der Kirche."
(Rom, 16. März 1998, Vatikan-Dokument "Wir erinnern uns, Nachdenken über die Shoa")

"Die Wahrheit ist kein Produkt einer Kirche von unten, sondern sie kommt von oben, von Gott."
(Rom, 20. November 1998)

"Ich bin nach Yad Vaschem gekommen, um der Millionen zu gedenken, denen alles geraubt wurde, vor allem ihre menschliche Würde, und die im Holocaust ermordet wurden."
(Jerusalem, 23. März 2000)

"Die Spirale des Hasses und der Gewalt darf nicht weitergehen."
(Rom, 12. September 2001, nach den Terroranschlägen in den USA)

"Der Krieg der Mächtigen gegen die Schwachen hat heute mehr als früher tief greifende Spaltungen zwischen Reichen und Armen aufgerissen."
(Rom, zum 25-jährigen Amtsjubiläum im Papst-Schreiben "Die Hirten der Herde")

"Ich teile mit Euch eine Zeit des Lebens, die von physischer Krankheit gekennzeichnet ist... Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte Euch alle in die Arme schließen, einen nach dem anderen."
(Lourdes, 14. August 2004, zu Kranken und Behinderten)


Und hier:
Eine ausführliche Würdigung des Verstorbenen bei SPIEGEL ONLINE



APD, Adventistischer Pressedienst

http://www.stanet.ch/apd/news/636.html#top
über 30 kirchliche Stimmen, deren Autoren zum großen Teil ihre Bewunderung für Johannes Paul II. und ihre Liebe zu ihm zum Ausdruck bringen, auch von evangelischer und orthodoxer Seite. Auswahl




Interview von SPIEGEL ONLINE mit Frau Professor Dr. Ranke-Heinemann


Zum Abschluß dieser Zusammenstellung noch dies: Neben der unübsehbar großen Anzahl von Menschen, die den Papst Johannes Paul II. bewunderten, ja liebten, gibt es Vereinzelte, die ihn ablehnten und ihn mit ihren Angriffen über den Tod hinaus verfolgen. Über einen von ihnen wird bei YAHOO berichtet.

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