Saulus wurde zu Paulus

Am vergangenen Sonntag, gegen Ende Oktober (2011), wurde im Gottesdienst unserer Gemeinde zum wiederholten Mal der verfolgten Christen in aller Welt gedacht. Im Mittelpunkt der Predigt standen die Verse 10 bis 16 des 26. Kapitels der Apostelgeschichte. In ihnen spricht der Apostel Paulus, der zu der Zeit noch Saulus hieß, vor König Agrippa über sich selbst:

10 Das habe ich in Jerusalem auch getan; dort brachte ich viele Heilige ins Gefängnis, wozu ich Vollmacht von den Hohenpriestern empfangen hatte. Und wenn sie getötet werden sollten, gab ich meine Stimme dazu.
11 Und in allen Synagogen zwang ich sie oft durch Strafen zur Lästerung und ich wütete maßlos gegen sie, verfolgte sie auch bis in die fremden Städte.
12 Als ich nun nach Damaskus reiste mit Vollmacht und im Auftrag der Hohenpriester,
13 sah ich mitten am Tage, o König, auf dem Weg ein Licht vom Himmel, heller als der Glanz der Sonne, das mich und die mit mir reisten umleuchtete.
14 Als wir aber alle zu Boden stürzten, hörte ich eine Stimme zu mir reden, die sprach auf Hebräisch: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken.
15 Ich aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst;
16 steh nun auf und stell dich auf deine Füße. Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und zum Zeugen für das, was du von mir gesehen hast und was ich dir noch zeigen will.

(Siehe auch Galater 1,12.)

Gehalten wurde die Predigt von einem leitenden Mitglied von Open Doors [1], einer vor über fünfzig Jahren aus kleinen Anfängen eines einzelnen Missionars [2] hervorgegangenen, großen Hilfsorganisation für verfolgte Christen.

Wir erfuhren von einem Kolumbianer, der, weil er sie anziehend fand, schon als Kind zu den kommunistischen guerilleros ging und bei ihnen blieb. Als Siebenjähriger beging er seinen ersten Mord (an einem neunjährigen Mädchen), dem viele weitere folgten. Der Kampf und Terror der Aufständischen [3] in dem Land richtet sich vornehmlich gegen Christen, ohne daß der Junge und spätere junge Mann wußte, was diese eigentlich sind, und wie sie denken. Eines Nachts nun hatte der Betreffende einen Traum, in dem ihm eine fremde, männliche Gestalt mit freundlichem Lächeln erschien. Wie gewohnt, legte der guerillero - im Traum - auf den Unbekannten an und schoß; doch dieser brach nicht zusammen, sondern blieb mit unverändertem Gesichtsausdruck stehen. Der Traum wiederholte sich mehrmals, und der Kolumbianer, dem dies widerfuhr, wußte nicht, was er davon halten sollte. Einige Zeit danach besuchte er Verwandte, die Christen waren. Von ihnen erfuhr Aufklärung über sein seltsames Erlebnis und von Jesus, wurde selber zum Christen und nahm von da an an der Verbreitung unseres Glaubens teil.

Dieses Beispiel zeigt, daß es auch heute noch heute die Möglichkeit einer Wandlung vom Saulus zum Paulus gibt, und es sind, wie wir weiter hörten, derartige Fälle keineswegs selten.

Bedeutsam für das "Damaskus-Erlebnis" Sauls war nicht nur die Erkenntnis, mit der bisherigen Verfolgung von Christen auf dem falschen Wege zu sein, sondern auch die Aufforderung Jesu an ihn, zukünftig danach zu handeln (V. 16). Eine solche Aufforderung galt auch uns Zuhörern während der Predigt. Wir sollten nicht nur in Ruhe einmal prüfen, ob und bei welcher Gelegenheit (und in welcher Form, etwa im Traum) uns Gott oder der Heiland begegnet ist, sondern auch, auf welche Weise wir in unserem eigenen Land, in unserer nachbarlichen, verwandtschaftlichen und beruflichen Umgebung für den Glauben werben können. Dies ist dringend erforderlich, denn viele wissen nichts von Gott und Jesus Christus, vom Heiligen Geist ganz zu schweigen. Oder sie dünken sich, falls sie doch etwas davon hörten oder lasen, in ihrem Halbwissen über den christlichen Glauben erhaben, verspotten ihn und lästern Gott.

Auf der Möglichkeit, daß Gott und Jesus auch Menschen, die ihnen fern stehen und Schlimmes tun, begegnen und ihnen zur Umkehr verhelfen, basierte unser Fürbittgebet, das auf der nächsten Seite wiedergegeben ist. In ihm wurden konkrete Namen von Einzelpersonen und Gruppen genannt - Verfolgten wie Verfolgern - und, summarisch, mehrere Länder, in denen die Unterdrückung der Christen besonders gravierend ist. Bestimmt wurde unser Gebet durch unsere Hoffnung, daß der HERR sich der Seinen erbarmt und die verändert, die es so bitter nötig haben, zum Wohle ihrer selbst und dem der Völker.

[1] http://www.opendoors-de.org/open-doors/
[2] www.opendoors-de.org/open-doors/geschichte/
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/FARC

Jahre später (Dez. 2020): ein ähnlicher Fall: Online-Bericht, letzter Absatz

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