Impuls1
von Jürgen Schacht, Pastor an der Kreuzkirche Henstedt-Ulzburg

Das grundlegende Werk des Heiligen Geistes ist nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift, dass er Leben schafft. Schon zu Beginn der Schöpfung schwebt der Geist Gottes über den Wassern (1.Mose 1,1), bereit und im Begriff, Leben zu schenken. Nach 1.Mose 2,7 haucht Gott dem Erdenmenschen den Odem des Lebens ein. "Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub." (Psalm 104, 30+29) Schon diese Gabe des biologischen, irdischen Lebens ist wunderbar und gibt nachdenklichen Menschen immer wieder Grund und Anlass zur Dankbarkeit und Lebensfreude.
Doch unser irdisches Leben ist nicht immer nur schön. Es ist auch voller Leid und Schmerz. Oft genug gezeichnet von Sünde Tod und Teufel. Im österlichen Lobpreis der Osternachtsliturgie heißt es deshalb: "Was wäre es uns nütze, dass wir geboren sind, wären wir nicht erlöst und errettet."
Über die Gabe des biologischen Lebens hinaus gibt Gottes Geist als zweites das geistliche Leben - als Vorbereitung und Einübung in die dritte Gabe des Geistes: das ewige Leben. "Der Geist ist´s, der der lebendig macht; das Fleisch ist zu nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben", sagt Jesus (Johannes 6,63). Wenn ich Jesu Botschaft höre und befolge und IHN meinen Heiland und Retter sein lasse, beginnt über mein irdisches Leben hinaus ein neues geistliches Leben, in dem Jesus Christus mich durch Kreuz und Auferstehung zum ewigen Leben mitnimmt. "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2.Korinther 5,17)
In diesem neuen geistlichen Leben bin nun nicht mehr ich selbst das alles entscheidende Subjekt meines Lebens, sondern er, Jesus Christus, dessen Geist in mir wohnt und wirkt. "Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? ... Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?" (1.Korinther 6, 15+20)
Nicht mehr sich selbst zu gehören, sondern dem dreieinigen Gott, ist keine unangenehme Selbstaufgabe meiner eigenen Autonomie und Persönlichkeit, sondern heilsame Befreiung von Sünde, Tod und Teufel. "Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2.Korinther 3,17)
"Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes", schreibt der Apostel Paulus (Römer 8,2). "Der Geist macht lebendig." (2.Korinther 3,6). Im ersten Korintherbrief Kapitel 12 bis 14 schreibt Paulus von den vielfältigen geistlichen Gaben, die Gottes Geist den Gliedern seiner Kirche und Gemeinde verleiht. "In einem jedem offenbart sich der Geist zum Nutzen aller." (1.Korinther 12,7) Im 13. Kapitel nennt er die drei größten Gaben des neuen geistlichen Lebens: "Glaube, Hoffnung Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." (Vers 13)
Sich dem Geist Gottes zu öffnen heißt, sich gläubig, vertrauend und hoffnungsfroh in den heilsamen, liebevollen, erlösenden und rettenden Macht-, Kraft- und Segensbereich des dreieinigen Gottes hineinzustellen. Das tut gut und dient unserem zeitlichen, geistlichen und ewigem Leben.

Zum Nachdenken
o Ist mir bewusst, dass schon mein biologisches Leben mit all meinen natürlichen Begabungen    eine Gabe des Heiligen Geistes ist?
o Ist mir bewusst, dass ich eine neue Geburt (Taufe und Glaube) in ein geistliches Leben mit    Jesus Christus brauche, um ewigkeitstauglich zu werden?
o Ist mir bewusst, dass Gott möchte, dass mein Körper "ein Tempel des Heiligen Geistes" ist?
o Welche geistlichen Gaben hat Gott mir verliehen, die ich zu seiner Ehre als Glied seiner Kirche    und Gemeinde zum Wohl und Nutzen aller einbringen kann?

Gebet
Dreieiniger gütiger Gott,
öffne mein Herz für deine Gegenwart. Sei du in der Kraft deines Heiligen Geistes meine Lebensmitte, meine Kraftquelle, mein Anker und mein Halt, mein Schutz und Schirm, mein Erretter, Erlöser und Versöhner.
Ich danke dir für mein irdisches Leben und für alles, was daran schön und voller Freude ist. Aber besonders danke ich dir, dass du in meinem Leben segensreich gegenwärtig bist, dass du mich als dein Kind angenommen hast in meiner Taufe und in meinem Glauben. Ich danke dir für das rettende Evangelium, für deine heilsame Gegenwart im Brot und Wein des Altarsakramentes, für die Sündenvergebung, die du mir und allen Gläubigen immer wieder gewährst. Ich danke dir für die Gemeinschaft der Kirche und unserer Gemeinde. Ich danke dir, dass du mich reichlich und täglich mit allem versorgst, was meinen zeitlichen, geistlichen und ewigen Leben dient.
Dein Heiliger Geist beruft mich und alle Gläubigen zu deinem heiligen Volk und zur königlichen Priesterschaft. Erleuchte und erfülle uns mit deinem Geist der Wahrheit, der Liebe und des Friedens, dass wir klar erkennen, was dein Wille ist und was nach deinem Willen nötig und heilsam für diese Welt ist.
Schenke deiner Kirche Einheit, Frieden und Glaubwürdigkeit,
Nimm dich gnädig der Alten, Schwachen, Kranken, Leidenden, Verfolgten und Sterbenden an. Sende ihnen Trost, Hilfe und Beistand und lass ihnen dein Licht der Hoffnung durch Jesus Christus leuchten.
Zeige auch uns immer wieder sinnvolle und hilfreiche Wege, denen beizustehen, die unsere Hilfe brauchen. Gib uns hörende Ohren, aufmerksame und liebevolle Herzen und helfende Hände.
Sei unseren Verstorbenen gnädig und vollende sie in deiner Herrlichkeit nach deiner Verheißung.

Weil wir nicht nur deine Kinder heißen, sondern es auch sind, beten wir zu dir, wie du selbst es uns durch Jesus gelehrt hast:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel - so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

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1 für drei örtliche evangelisch-lutherische Kirchen während der Corona-Krise, Juni 2020. Wiedergabe hier mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

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