Ein besonderer Gottesdienst
An meinem Geburtstag - er fiel diesmal auf einen Sonntag - ging ich,
wie jeden Sonntag seit knapp einem halben Jahr, wieder in die St. Petrus-Kirche hier bei uns zu Hause. Diesmal war der Gottesdienst einer
''Für Jung und Alt''. Ganz vorne saßen ca. zwanzig Kinder im Alter von
fünf bis dreizehn Jahren. Die überwiegende Mehrheit gehörte zu den
jüngeren und jüngsten aus diesem Bereich. Sie waren ganz still
und aufmerksam.
Vor dem Altar hatte der Pastor an einem kleinen Gerüst eine ziemlich
große Marionette aufgehängt, an der, auf dem Boden sitzend, ein
Teddybär lehnte. Der Pastor fragte die Kinder nach der Marionette,
und wie man damit umgeht (spielt). Kein Kind rührte sich. Erst als
er eines direkt ansprach und aufforderte, nach vorne zu kommen,
tat es dies. Mit seiner gewohnten großen Freundlichkeit wies der
Pastor das sehr schüchterne Kind ein, ließ es an einzelnen Schnüren
der Marionette ziehen, so dass diese ein paar Schritte lief und mit den
Armen winkte. Manche Kinder lachten; alle schienen von dem Spielzeug, das die meisten wohl nicht kannten, fasziniert.
Der Pastor fragte, ob Gott denn auch an uns Menschen ziehe, mit
unsichtbaren Fäden, sozusagen. Da meldete sich ein kleiner Junge
und rief: ''Nein! Wir haben unseren eigenen Willen!'' Im Publikum
unter den Erwachsenen gab es ob dieser mit klarer kindlicher Stimme
gegebenen Antwort ein paar unwillkürliche Lacher. Der Pastor stimmte dem Jungen zu und sagte dann: ''Zwar sind wir in der Hand Gottes
keine Marionetten, aber er ruft uns. Er ruft uns zu, was wir nicht tun
sollen, und wir merken es in unserem Kopf und in unserem Herzen,
wenn wir etwas Verbotenes getan haben. Er sagt uns aber auch,
was wir tun sollen. Er fordert uns auf, gibt uns Hinweise...''
Dann ließ er, auch ein wenig scherzend, wie es seine Art ist, ein
anderes Kind den Teddybären aufnehmen, und das Kind drückte
ihn gleich liebevoll an sich. Der Pastor fragte, was wir denn mit
solch einem Bären (oder einem anderen Tier mit möglichst weichen
Fell - ein Kind ergänzte: ''auch mit einer Puppe'') machen. Manche
Kinder riefen ''Knuddeln'' und Ähnliches. Darauf der Pastor: ''Und
was ist hier nun der Unterschied zwischen dem Spieltier und uns
(einerseits) und Gott und dem Menschen (andererseits)? Spielt ER
auch mit uns? Braucht ER uns zum 'Knuddeln'?'' Die Kinder antworteten mit ''Nein'', so dass er weiterfragte: ''Gibt es noch einen Unterschied?'' Nun wußte niemand etwas zu sagen, so dass er selber die
Antwort gab: ''Während wir mit den Stofftieren oder Puppen nur
spielen und sie zum Liebhaben brauchen, solange wir klein sind und
sie danach in den Schrank legen und vergessen, liebt Gott uns Menschen die ganze Zeit, immer, unser ganzes Leben...''
Das Ganze war eine interessante, gleichzeitig bewegende Lektion,
nicht nur für Kinder - und natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus diesem besonderen Gottesdienst.
zwei andere
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