Am Morgen

Als ich heute früh erwachte, beschäftigte mich als erstes ein kleines, gleichwohl reizvolles mathematisches Problem. Es ließ mich nicht los, obwohl ich das wollte und anstrebte. Ich möchte den Tag nicht mit etwas beginnen, das im Grunde nebensächlich, unerheblich und vergänglich ist. Statt dessen suchte ich den inneren, gedanklichen Kontakt zu Gott, der mir viel wichtiger und wertvoller erscheint, doch fand ich ihn nicht, jedenfalls nicht sogleich. Immer wieder kam mir jenes mathematische Problem in den Sinn und dazwischen.

Um es vorübergehend zu verdrängen, versuchte ich, mich möglichst stark auf Ihn zu konzentrieren, was schließlich auch gelang. Dann betete ich sinngemäß:

"Lieber Vater im Himmel! Ich suche Dich. Ich möchte mit meiner Seele zu Dir. Erfülle meine Gedanken mit Dir und Deinem lieben Sohn, unserem Heiland Jesus Christus. Lass Deinen Heiligen Geist in mir wirksam werden.

Ich danke Dir, lieber Gott, für die vergangene Nacht, für den erquickenden, tiefen, traumlosen Schlaf. Ich danke Dir für den Morgen, auch wenn winterliche Wolken den Himmel bedecken. Wie oft war es anders, und ich stand morgens am Fenster, die Sonne und das Himmelsblau bewundernd. Auch dafür, aus der Erinnerung heraus, danke ich Dir.

Ich danke Dir für mein ganzes Leben. Du hast mich gemacht und vielfach beschützt. Du erfreust und belehrst mich. Du schenkst mir Liebe und lässt mich Liebe austeilen. Du bewirkst, dass ich an Dich denken und glauben kann. Du befreist mich von manchem, was unangenehm ist, was mich bedrückt und belastet, denn es hat in Deinem Licht und durch Deine Liebe keinen dauerhaften Bestand. Du schenkst mir Gelassenheit – ein hohes Gut, wie der Glaube selbst.

Danke für alles.

Für den heutigen Tag bitte ich Dich: gib, dass ich nichts Falsches, Unrechtes denke und tue, das Dir nicht gefällt. Und dass ich meine Pflichten erfülle, auch die, die mir bisweilen schwer fallen.

Schütze bitte meine Verwandten und Freunde an diesem Tag und segne besonders diejenigen, die alt und krank sind.

Gib, dass unschuldige Gefangene in aller Welt nicht mehr gequält, gefoltert und ausgebeutet werden, und dass sie frei kommen. Und gib, lieber Gott, dass die Sklaverei in verschiedenen Ländern ein Ende hat, dass Kinder und Frauen nicht mehr misshandelt und Gläubige nicht mehr verfolgt werden.

Führe bitte auch diejenigen, die mir nahestehen und nicht an Dich glauben, zu Dir. Es tut so gut, Dich als Vater zu wissen. Du bist es, der unser ganzes Leben bestimmt und im Voraus kennt. Wir kennen nicht seinen weiteren Verlauf, doch gabst Du uns Richtlinien zu seiner Gestaltung. Und wir haben Verheißungen durch Jesus Christus. Dass auch ich an ihnen teilhaben kann, wenn ich eines Tages tot sein werde, darauf hoffe ich.

Amen."

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