Variationen
René Descartes überzeugte mit seinem berühmten Satz:
"Cogito, ergo sum" - "Ich denke, also bin ich" - nicht
alle, die davon erfuhren. Manche hielten ihn nicht für zwingend, andere für
trivial. Sie meinten, man könne ebenso gut auch sagen:"Ich esse, also
bin ich."
Über solche Einwände konnte Descartes fuchsteufelswild werden. Dies zeigte
sich auch am Hofe des den Wissenschaften und Künsten zugewandten
Stauferkaisers Friedrich II. in Palermo, der ihn mit anderen
Philosophen sowie Dichtern zu sich eingeladen hatte.
Als Descartes bei einer gelehrten Auseinandersetzung mit seinem
"Cogito ..." anfing, obwohl es nicht zu deren Thema gehörte,
entstand ein unwilliges Getuschel, teilweise auch halb unterdrücktes
Gelächter unter den Zuhörern. Der französische Denker geriet darüber in
Zorn und griff einzelne von ihnen persönlich an. Diese beschimpften ihn
ihrerseits; es kam zu tumultartigen Szenen.
Leibniz, der gelassen blieb, wurde von seinem Nachbarn voller
Besorgnis gefragt, wohin der Streit wohl noch führen werde, und antwortete
im Hinblick auf Descartes: "Ich denke, er besinnt sich."
Tatsächlich wurde dieser kurz danach ruhiger, vielleicht, weil er bemerkt
hatte, daß ihm sein Auftreten selber mehr schadete als nützte. Die anderen
verhielten sich ebenso, und die Sitzung verlief ohne weitere Störung bis
zum Ende.
Über den Vorfall berichtet Goethe, der auch anwesend war, in seiner
"Italienischen Reise". Dort spielt ein "Ritter von der
traurigen Gestalt" eine gewisse Rolle, der, etwas verwirrt, gegen
Riesen und Zauberer zu kämpfen glaubte und eine Windmühle mit ihren
rotierenden Flügeln für ein Ungeheuer hielt, das er ebenfalls attackierte.
Leider erntete er immer nur Schmerzen, Spott und Hohn, und wenn er darüber
sehr niedergeschlagen war, konnte es geschehen, daß er zu seinem Knappen,
der ihn überall begleitete, sagte: "Ich denke: warum bin ich?"
Meistens raffte er sich aus einer solchen Tiefstimmung schnell wieder auf
und strebte mit einem trotzigen "Ich denke: wozu bin
ich?" nach neuen Abenteuern und edlen Rittertaten. Angetrieben und
geplagt vom Ehrgeiz, steckte er voller absurder Pläne und Ideen; ratloses
"Ich denke: was beginn' ich?" gab es bei ihm nicht.
In heutiger Zeit wurde das umstrittene kartesianische Wort umgewandelt in
"Ich denke, also spinn' ich". Dies tue ich auch hier und bringe
einiges arg durcheinander.
Das Philosophen- und Dichtertreffen in Palermo fand vor genau achthundert
Jahren statt: am 1. April 1208.
Hans-Jürgen, 1.4.08
P. S. Eine weitere Variante des Descartes-Ausspruchs ist "Cogitor,
ergo sum", doch gehört sie nicht hierher, um darüber zu scherzen.
Ein Mitglied des Matheplaneten verwendet bei seinen Diskussionsbeiträgen als Signatur: "Ich denke, aber bin ich?"
Re: Variationen
von Anonymous am Di. 01. April 2008 09:55:24
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Netter Aprilscherz :-)
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Re: Variationen
von Janik am Di. 01.
April 2008 14:41:50
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Psssst!
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Re: Variationen 2
von matroid am Di. 01.
April 2008 16:07:14
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Kürzlich wurde, darüber berichtet der Spiegel in seiner inline-Ausgabe,
ein hinterlassenes Geheimmanuskript von Bertrand Russell in einem
Moskauer Archiv gefunden.
Das war schon am 12.11.2007, aber da das Manuskript in gälischer Sprache
verfaßt war, hat es bis heute gedauert, es zu übersetzen.
Der nun vorliegende Inhalt ist geeignet, die Welt der Mathematiker zu
erschüttern - und zwar grundlegend und ohne Chance auf eine
Wiederherstellung der bisherigen Ordnung.
Weit schwerwiegender als Gödels Unvollständigkeitssatz, der nur die
Grenzen der Logik aufzeigt, hatte Russell ein Wissen, das er aber
offenbar selbst als so gefährlich für seine Wissensschaft ansah, daß er
es nie publiziert hat, und seine eigenen Notizen zu seinen Erkenntnissen
nur in einer vergessenen Sprache abzufassen wagte.
Verfaßt wurde das Manuskript vermutlich 1911, und auf welchem Wege es in
das Moskauer Romskaja-Archiv gelangt ist, kann bisher nicht gesagt
werden. Möglicherweise hat Russell es seinem Freund Wittgenstein zur
verschwiegenen Verwahrung gegeben, der könnte es bei seiner Reise nach
Jena an Gottlob Frege gegeben haben, und dort wurde es vergessen und
schließlich von der Roten Armee im Jahre 1945 als Kriegsbeute nach Moskau
überführt.
Dort, inmitten von vielen anderen Beutestücken, und zudem noch in einer
sehr seltenen Sprache verfaßt, wurde dem Manuskript keine Beachtung
geschenkt.
Im Rahmen der Rückgabeverhandlungen zwischen deutschen und russischen
Stellen, die seit Jahren auf der Stelle treten, und nur gelegentlich von
Gesten des Entgegenkommens unterbrochen werden, konnten deutsche
Archivare erst kürzlich das Moskauer Archiv erstmals nach dem 2.
Weltkrieg betreten, um zumindest Kopien von den für die Wissenschaft so
lange unzugänglichen Dokumenten anzufertigen.
Was nun in Kopie nach Deutschland zurückkehrte, wurde dann von der jungen
Sprachwissenschaftlerin Susan Vondemart von der Universität Groningen, wo
der einzige Lehrstuhl für die gälische Sprache auf dem europäischen
Festland besteht, übersetzt und dann mit Hilfe der Mathematikerin Linda
Kaldekerke, ebenfalls Universität Groningen, für die Mathematik
wiederentdeckt.
Demnach ist die sog. Vollständige Induktion - dabei handelt es sich um
eine (bisher) von Mathematikern allgemein anerkannte logische Schlußweise
- tatsächlich unvollständig. Im Prinzip sagt diese Logik: man kann aus
der Richtigkeit einer Aussage für eine Zahl n auch die Richtigkeit der
Aussage für die um 1 erhöhte Zahl n+1 folgern. Dieses so naheliegende
Prinzip wurde nun erschüttert.
Einzelheiten der Argumentation hat der Spiegel nicht mitgeteilt. Ein
Interview, das der Matheplanet mit Frau Kaldekerke unmittelbar nach
Bekanntwerden geführt hat, hat ergeben, daß es in Grenzbereichen der
mathematischen Logik Objekte geben kann, die ähnlich den schwarzen
Löchern im All eine derart hohe Anziehungskraft haben, daß sich keine
Zahl, die in deren Nähe kommt, dieser Anziehungskraft entziehen kann. Die
Zahlen stürzen hilflos und ungebremst in das schwarze Loch und werden
unendlich stark zusammengedrückt, so daß sie nur noch Masse ohne Wert
sind. Für die Mathematik bedeutet das, so Frau Kaldekerke, daß man nun
nicht mehr sicher weiß, wie man eine solche zusammengedrückte Zahl um 1
erhöhen kann. Die vollständige Induktion gilt somit nur für nicht
zusammengedrückte Zahlen. Damit ist sie aber unvollständig. Ein Widerspruch!
Frau Kaldekerke hat weiter erklärt, daß Russell zu dieser Erkenntnis
vermutlich nach dem Studium von Einsteins spezieller Relativitätstheorie
gelangt ist.
Wie die Welt der Mathematik nun morgen aussehen wird, muß man abwarten.
Es ist bedauerlich, daß dies ausgerechnet im Jahr der Mathematik
geschehen mußte.
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Re: Variationen
von b0n1 am Di. 01.
April 2008 17:23:52
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april april matroid ;)
gruß b0n1
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Re: Variationen
von Friedel am Do. 03.
April 2008 10:41:01 http://www.friedels-home.de
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Ich weiß nicht ob es Zufall ist, dass hier René Descartes der Held in
diesem Aprilscherz ist, aber er hatte jedenfalls 1 Tag vor dem 1. April,
am 31.03., Geburtstag.
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