Das auf der Vorseite Stehende reicht nicht ganz aus, um zu erklären, was ich glaube und warum. Deshalb zum Abschluss für daran Interessierte noch dies:

Es begann bei mir vor zwanzig Jahren und in vorgerücktem Alter damit, dass ich durch einen der örtlichen evangelischen Pastoren unserer ländlichen Gemeinde erstmalig nach Jahrzehnten wieder mit dem christlichen Glauben in Berührung kam. Was ich durch die Predigten in den Gottesdiensten und beim Lesen der Bibel neu erfuhr, war keine einfache Kost. Ich schwankte zwischen Freude über manches, das mir einleuchtete und gut tat, und anderem, das mich zweifeln ließ und teilweise auch erschreckte.

Inzwischen (und seit langem) denke ich über all' das wie folgt:

Als Gott bezeichnen wir eine weit über uns stehende, unsichtbare Macht, die wir durch ihre Wirkungen wahrnehmen. Diese Macht - ich schreibe für sie weiter "Gott" - hat alles erschaffen, was es überhaupt gibt und gab: vom kleinsten Elementarteilchen bis zur größten und entferntesten Galaxie, alle Lebewesen, auch uns Menschen. Gott gab der Welt, d. h. dem, was uns umgibt, eine Ordnung, eine Struktur, von denen wir einen Teil durch die damit verbundenen "Naturgesetze" erkennen. (Sie sollten hiernach genauer "göttliche Gesetze" genannt werden!) Gott weiß, was war, was im Moment ist und was kommen wird.

Dazu gibt es die Gegenmeinung, dass Gott nicht existiere und nur eine Einbildung derjenigen sei, die an ihn glauben. Sie wird von vielen Naturwissenschaftlern und Philosophen vertreten. Die Betreffenden gehen von einem winzigen, unendlich heißen und verdichteten Materieklümpchen aus, das angeblich vor rund fünfzehn Milliarden Jahren explodierte, wodurch sich anschließend das gesamte Weltall gebildet habe. Abgesehen davon, dass nichts darüber ausgesagt wird, wie das Materieklümpchen (auch "kosmisches Ei" genannt) zustande kam und wie lange es schon existierte, bevor es auseinander flog, wird von den Anhängern dieser Theorie noch behauptet, dass bei diesem Vorgang Raum und Zeit(!) gleich mit entstanden.

Selber glaube ich an Gott als Schöpfer: an den, der "seit Ewigkeit" alles entstehen (und vergehen) lässt.
Er bestimmt und lenkt, wie es sich entwickelt. Über Sein Aussehen machen sich manche - sicherlich unzutreffende - Vorstellungen. Kindern wurde er früher von ihren Eltern als würdiger Greis mit weißem Rauschebart geschildert, und gelegentlich findet man, vor allem in Kirchen, Bilder dieser Art auch für Erwachsene.

Im Laufe der Zeiten veränderte sich das gedankliche Gottesbild, das Gläubige in sich tragen. In der Antike bis weit in die Neuzeit hinein hielt man Gott, an den Juden und Christen glauben, unter anderem für rach- und eifersüchtig; man glaubte, er könne "traurig" sein und besäße weitere Eigenschaften wie wir als Menschen. Heutzutage ist es üblich, hauptsächlich vom liebenden Gott zu sprechen, jedenfalls bei den Christen. (Ich versage mir an dieser Stelle, um nicht allzu weitschweifig zu werden, auf das Bild einzugehen, das sich Muslime von Gott machen, den sie Allah nennen. Und nur am Rande sei erwähnt, dass es viele Völker gibt, die an mehrere Götter glauben - oder an keinen wie im Buddhismus.)

Stets besteht bei denen, die an Gott glauben, die Gefahr, ihn zu "vermenschlichen". Ihr erlag ich mit dem oben stehenden Satz: Gott weiß, was kommt, und weiterem; auch das Folgende enthält solche Stellen.

Ich glaube, dass neben allem anderen, das uns umgibt, unsere äußeren und inneren Anlagen, unsere Begabungen, Stärken und Schwächen auch von Gott stammen: unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten zu denken und sich etwas vorzustellen, unsere körperliche Verfassung und Gesundheit. Auch, ob uns ein langes oder durch Krankheit, Unfall oder Naturkatastrophen sowie übergroßen Mangel vorzeitig beendetes Leben beschert ist – Gott entscheidet frei darüber. Wie er das macht und aus welchen Gründen, mit welchen Absichten, bleibt uns verborgen.

Gott, so glaube ich weiter, billigt uns Menschen an Teilwahrheiten über ihn selbst immer nur das zu, was wir ertragen und begreifen können.1) Ein einfaches Hirtenvolk, das, wie die Israeliten, in selbstgewählter, strenger kultureller Isolation von anderen Völkern lebte, hatte notwendiger Weise andere Vorstellungen von der Welt als zum Beipiel die antiken Griechen, die Mathematik und Heilkunde betrieben. Für die einen war die Erde eine Scheibe, für die anderen eine Kugel, wovon auch wir überzeugt sind. Unvorstellbar für alle war damals, dass der Mensch mit extra dafür gebauten Maschinen fliegen kann, dass wir uns über große Entfernungen, ja über Kontinente hinweg mit anderen Menschen unterhalten können, und vieles mehr. Es wäre damals mit Zauberei und Teufelswerk in Verbindung gebracht worden so, wie es über tausend Jahre später zum Beispiel Galilei mit dem von ihm nachgebauten Fernrohr tatsächlich erging. Entwickelt wurden die modernen technischen Hilfsmittel, wie ich glaube, von durch Gott mit besonderer Intelligenz ausgestatteten Forschern und Ingenieuren unter Ausnutzung der von Ihm geschaffenen Naturgesetze; die Betreffenden mochten selber gläubig gewesen sein oder nicht.

Vorstellungen vom Wesen Gottes spielten eine große Rolle bei Kriegen. Er sollte es gewesen sein, der den Krieg befahl; er verlieh, so glaubte man, Sieg oder Niederlage. Oft waren die angeblich gottgewollten Kriege mit der Vernichtung oder wenigstens Versklavung ganzer Völker verbunden. (Wer sich von den in der Antike üblich gewesenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit abgestoßen fühlt und ihnen gegenüber erhaben dünkt, sollte nicht vergessen, dass in unserer eigenen, nur wenige Jahrzehnte zurückliegenden Zeit ebenfalls Massenmorde und Sklaverei in großem Umfang verübt wurden, darunter von uns Deutschen während der gottlosen nationalsozialistischen Diktatur.)

Das, was ich über Gott höre und lese, ist etwas, was Menschen von ihm glaubten und glauben, was sie mündlich weitergaben, aufschrieben und bis heute auf unterschiedliche Weisen verkünden und vertreten. Dabei konnten und können sie sich irren (wie schon mehrfach auf diesen Seiten erwähnt), denn Gott lässt sich in seinem ganzen Wesen von uns nicht erkennen, sondern nur in einigen Zügen erahnen; das steht in der Bibel.

Manches, das in Lehre und Auslegung von Gott behauptet und für gut gehalten wird, obwohl es einem seiner Zehn Geboten widerspricht (dem Tötungsverbot), was ihn allzu menschlich, mit unseren eigenen Schwächen behaftet oder auch unmenschlich erscheinen lässt, glaube ich nicht.

Für das, was ich glaube, bin ich dankbar. Es erfreut mich, gibt mir Hoffnung und Frieden.

Vorwurfsvollen Reden in der Art von "Wie kann Gott das zulassen?" schließe ich mich nicht an. Bakterien und Viren, die uns von Zeit zu Zeit das Leben schwer machen und früher durch von ihnen ausgelöste Epidemien zur Entvölkerung ganzer Landstriche führten, sind ebenfalls von Gott geschaffene Lebewesen, die, wie wir, um ihre Existenz ringen und sich auszubreiten suchen. Auch das Prinzip "Fressen und Gefressenwerden" stammt von Gott. Er wird sich, wiederum menschlich ausgedrückt, etwas dabei "gedacht" haben – was, wissen wir nicht. Einfacher ist es mit Vulkanausbrüchen, Erdbeben, überraschenden Riesenflutwellen und anderen Naturkatastrophen – sie beruhen auf den von Gott geschaffenen Gesetzen der Physik.

Der von Gott vorgesehenen Verteilung und Begrenzung menschlicher Lebenschancen handeln wir nicht zuwider, wenn wir Kranken und Einsamen, Opfern von Kriegen, Seuchen und anderen Katastrophen durch tätige Nächstenliebe helfen, wo immer es uns möglich ist. Sie wird uns von Jesus Christus ausdrücklich vorgeschrieben. Im andauernden Kampf fähiger Ärzte und Wissenschaftler gegen gefährliche Krankheiten ist es Gott, der, wie bei den alttestamentarischen Schlachten angenommen, über Siege oder Niederlagen entscheidet.

Auch sollen wir Tiere, die für uns keine Gefahr darstellen, nicht unnötig beschädigen, misshandeln und töten, wie es leider bis zu heutigen Tag aus Genusssucht (beim Essen) und zur Unterhaltung (Stierkampf, Hahnenkämpfe, bestimmte Jagdarten) sowie aus Gleichgültigkeit geschieht. Sie sind Teil von Gottes Schöpfung, die, wie es in der Bibel heißt, "sich nach Erlösung sehnt". Weitere, mitleidvolle Gedanken hierzu finden sich zum Beispiel hier. (Gegen das Essen von Tieren richtet sich dieses 2011 im Internet vorgestellte Buch. Selber esse ich seit über dreißig Jahren kein Fleisch mehr.)

Ein mir durch das Internet bekannt gewordener Mathematiker von der Universität Wien, Herr Professor Arnold Neumaier, beschreibt in einer "nicht gehaltenen Vorlesung", was er glaubt.2) Dem kann ich mich nur anschließen.

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1) Am Ende eines langen Artikels über theoretische Physik las ich dieses Zitat von Cicero*): "Natura inest in mentibus nostris insatiabilis quaedam cupiditas veri videndi.", auf deutsch: "Von Natur aus steckt in uns das unersättliche Verlangen, die Wahrheit zu erkennen." Das halte ich für übertrieben; es gilt sicher nur für eine Minderheit von Menschen, zu der ich nicht gehöre. Bestimmte Wahrheiten bleiben uns das ganze Leben lang verschlossen, was auch gut ist; manche möchten wir gar nicht so genau wissen.     *) Tusculanae disputationes 1, 44, 18. Z. v. o.
2) siehe auch seine "Gedanken zum Leben als Christ"

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