Die Jahreslosung für 2020 ist der Vers 24 im 9. Kapitel des Markus-Evangeliums:
"Ich glaube, hilf meinem Unglauben!"

Der an Jesus gerichtete Ausruf eines verzweifelten Vaters klingt für manche vielleicht ein wenig paradox und wird von einigen Atheisten absichtlich missverstanden. Im Internet findet man zum Beispiel dies: "Mein Unglaube ist fest und braucht keine Hilfe."

Selber denke ich, dass der Vers verständlicher wäre, wenn er hieße: "Ich glaube! Hilf mir in oder aus meinem Unglauben!" Oder noch besser: "... gegen meinen Unglauben".

Der Vater des schwer kranken Jungen glaubt; doch ist er sich dessen bewusst, dass sein Glaube noch Lücken hat. Er bittet den Heiland, ihm zu helfen, sie zu schließen. Beides wird sprachlich sehr komprimiert in einem Satz zusammengefügt. Für den gläubigen Leser der Heiligen Schrift ergibt sich daraus kein innerer Widerspruch.

Der griechische Originaltext "Πιστεύω· βοήθει μου τῇ ἀπιστίᾳ." - "Ich glaube, hilf meinem Unglauben" - wird in vielen anderen Sprachen wiedergegeben in: https://biblehub.com/multi/mark/9-24.htm.

Einer meiner Freunde wandte sich wegen der Bibelstelle an einen Theologen, der ihm antwortete:

"... πιστεύω - ich glaube; βοήθει - hilf; μου - (wörtlich von mir, im Dt. dann nachzustellen);
τῇ ἀπιστίᾳ - dem Unglauben. Daraus kann man klar erkennen, dass der griechische Urtext wortwörtlich ins deutsche übersetzt wurde. Es ist also dem Ausleger, dem Exegeten, dem Leser anheimgestellt, den Textsinn zu erfassen. Die 'wörtliche Übersetzung' löst das Problem, das hier gegeben ist, nicht. Und ja, dann denke ich, dass man sagen kann, dass der Vater Christus bittet, seinen Unglauben zu überwinden. ..."

Weniger verwirrend und den eigentlichen Sinn treffend, lautet der Vers 24 in der Bibelübersetzung Hoffnung für alle und ebenso in der Neuen Genfer Übersetzung.

Anmerkung: ähnlich wie bei Mk9,24 kann man auch bei der Bitte im Vater Unser "Und führe uns nicht in Versuchung" ins Nachdenken kommen. Dazu schrieb ich hier etwas.

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