Durch einen glücklichen Zufall ...

In unserem Land, in Deutschland, kann man sich über vieles unterhalten, auch aus dem privaten Bereich: über den Beruf, den Wohnort, über Liebhabereien und über eigene Krankheiten – diese bilden in bestimmten Kreisen sogar ein häufiges Gesprächsthema. Nur zweierlei ist tabu, und es gilt als ungehörig, danach zu fragen: was jemand verdient und woran er glaubt (bzw. ob er überhaupt an etwas glaubt.) Auch wenn jemand in dieser Hinsicht ungefragt von sich selber berichtet, erzeugt er Befremden, es sei denn, er stößt im Fall des Glaubens bei seinem Gegenüber auf einen gläubigen Menschen. Dann freuen sich beide, und diese Begegnung kann zum Anfang einer langandauernden Freundschaft werden.

Leichter fällt es manchen, die über einen Computer verfügen, über Glaubensdinge im Internet zu diskutieren. In dort reichlich vorhandenen Foren redet man sich meistens nicht mit dem eigenen, wirklichen Namen an und kennt sich nur in Ausnahmefällen persönlich. So kann man im Schutze einer weitgehenden Anonymität sich frei und ungehindert dazu äußern, ob man glaubt und wenn ja, was. Natürlich gibt es auch rein "weltliche" Diskussionsforen, und wenn jemand darin, etwa in naturwissenschaftlichem oder philosophischen Zusammenhang, anzudeuten wagt, er sei gläubig, kann es sein, dass er streng zurechtgewiesen wird. So etwas gehöre sich nicht, zumindest nicht an dieser Stelle. Und allzu leicht wird dabei der Vorwurf erhoben, der Getadelte habe die Absicht zu "missionieren". Dass es hierbei zu regelrechten Hassausbrüchen kommen kann, habe ich selbst erlebt. Andererseits zeigte sich in einem solchen Fall, dass sich außer denen, die Religiöses verabscheuen und weitere Diskussionen darüber möglichst schnell zu beenden suchten, auch einzelne zu Wort meldeten und ihnen widersprachen. Sie beriefen sich nicht nur auf das Grundrecht der freien Meinungsäußerung, sondern gaben sich als gläubige Christen zu erkennen.

Wie sie denke und empfinde auch ich, allerdings noch nicht lange. Den größten Teil meines Lebens, über ein halbes Jahrhundert lang, verbrachte ich die Zeit mit beruflichen und familiären Dingen, ohne mich um Gott und seinen Sohn Jesus Christus zu kümmern. Gewiss: ich war getauft und sogar konfirmiert worden, aber dies blieb ohne sichtbare Folgen. Im großen und ganzen wußte ich: es gibt Gott (diese Überzeugung hatte ich durchaus), aber was über ihn im einzelnen gelehrt wird, was über ihn in der Bibel steht – davon hatte ich nur eine sehr geringe Ahnung.

Durch einen glücklichen Zufall – so nannte ich es anfänglich für mich – lernte ich den evangelischen Pastor meiner örtlichen Gemeinde kennen, fand ihn sympathisch und beschloss, mir anzuhören, wie er predigt. Seither lasse ich, bis auf geringe Ausnahmen, keinen Sonntag aus, um am Gottesdienst teilzunehmen. Ich erfuhr viel Neues und Gutes, arbeite verschiedentlich in der Gemeinde mit und vertiefte meinen Glauben in Bibel-Hauskreisen. Das begann vor knapp zehn Jahren. Der Pastor meinte lächelnd, dass es kein Zufall gewesen sei, der mich zu ihm führte, sondern dass Gott es so gewollt habe.

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