Ergänzung zum Thema Tod:

Im folgenden werde ich mich mehrfach auf das Buch von Rick Warren: Leben mit Vision beziehen und einiges daraus zitieren.

Zuvor aber ein paar allgemeine Ausführungen über die Seele, die in ihm eine große Rolle spielt.

Sie ist das geistige "Organ", mit dem wir uns freuen oder traurig sind, mit dem wir hoffen und jemanden (oder etwas) bewundern. Sie ist die Stelle in uns, mit der wir dankbar sind, lieben oder hassen. Mit der Seele, die oft auch mit dem Herzen in Verbindung gebracht wird, glauben wir.

Über sie gibt es in den einzelnen Religionen und Kulturen unterschiedliche Ansichten. Auch atheistische Philosophien beschäftigen sich mit ihr. Sie halten die Seele für etwas materiell Bestimmtes und führen die mit ihr verbundenen Gehirnfunktionen auf elektrische und chemische Vorgänge zurück, die ihrerseits auf allgemeinen Naturgesetzen beruhen. Von wem diese gemacht wurden, ob es überhaupt jemanden gibt, der sie "erfand", bleibt dabei unerörtert. Angenommen wird wohl, daß sie "schon immer" da waren oder bei dem hypothetischen "Urknall" entstanden.

Bei religiös empfindenden Menschen gibt es in der Hauptsache zwei Arten, sich die Herkunft und das Verhalten der Seele vorzustellen. Die einen, vor allem in den fernöstlichen Ländern, nehmen an, daß die Seele im Laufe ihrer Existenz mehrere, ja viele menschliche Körper nacheinander bewohnt. Sie glauben an die Seelenwanderung, was zeitweise auch in Europa, im alten Griechenland, vorkam.

Christen glauben, daß Gott jede Seele einzeln, jeweils nur für einen Menschen erschafft, und daß sie, wenn er stirbt, zu Ihm zurückkehrt. Dann wird sie von Gott geprüft und gerichtet. Besteht sie die Prüfung, kommt sie in Gottes Himmlisches Reich; andernfalls bleibt sie davon ausgeschlossen. (Den hierbei öfters gebrauchten Ausdruck "Hölle" zu erklären, versage ich mir, um nicht zu weitschweifig zu werden.)

Der Aufenthalt in Gottes Himmelreich dauert ewig, d. h. unser irdisches Dasein beträgt im Vergleich dazu nur einen unendlich kurzen Moment. Beide bilden eine zusammenhängende Einheit, die in der Bibel oft nur Leben genannt wird, ohne weiteren Zusatz.1) Wer das weiß, versteht auch das Jesus-Wort:

Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben,
auch wenn er gestorben ist.

(Johannes 11:25)

Was uns während des zeitlich begrenzten Anfangsteils des Lebens Freude macht, was wir uns an materiellem Besitz und Ansehen erwerben, womit wir glänzen können und worum man uns manchmal vielleicht beneidet - all' dies ist, im Lichte der Ewigkeit betrachtet, vollkommen bedeutungslos.

Das o. g. Buch sagt dazu (S. 34):
"Viele Menschen strengen sich an, in dieser Welt ein bleibendes Vermächtnis zu schaffen. Sie wollen, daß man sich an sie erinnert, wenn sie einmal nicht mehr da sind." Und an den Leser / die Leserin gewandt, fährt es fort: "Aber entscheidend ist nicht, was einmal andere über Sie sagen werden, sondern was Gott über Sie sagen wird. ... Sich darauf zu konzentrieren, ein Vermächtnis auf dieser Welt zu hinterlassen, ist ein kurzsichtiges Ziel. Es ist weiser, ein Vermächtnis für die Ewigkeit zu schaffen. Sie wurden nicht auf diese Welt gebracht, damit man Sie nicht vergißt. Sie wurden hierher gebracht, um sich auf die Ewigkeit vorzubereiten."

Unser Leben auf Erden wird in dem Buch als Leihgabe Gottes, als Vorbereitung für das Zusammenleben mit IHM, als Bewährungsprobe und zeitlich begrenzte Aufgabe dargestellt. Dieser Gedanke wird sorgfältig und ausführlich begründet.

Auf S. 39 heißt es weiter:
"Die meisten Menschen denken nur bei Beerdigungen an die Ewigkeit. Und dann ist dieses Nachdenken oft oberflächlich ... Vielleicht haben Sie das Gefühl, daß es krank ist, über den Tod nachzudenken, aber im Grunde ist es äußerst ungesund, so zu leben, als gäbe es den Tod nicht, und nicht über das Unausweichliche nachzudenken. Nur ein Narr geht durchs Leben, ohne sich auf das vorzubereiten, was uns alle einmal treffen wird. Sie sollten deshalb lieber mehr statt weniger über die Ewigkeit nachdenken."

Und auf derselben Seite:
"Wenn Sie durch Jesus Christus eine Beziehung zu Gott haben, dann brauchen Sie keine Angst vor dem Tod zu haben. Dieser ist die Tür zur Ewigkeit. Es wird die letzte Stunde Ihres Lebens auf dieser Erde sein, aber es wird nicht Ihre letzte Stunde sein."

Über das, was die in das Himmelreich aufgenommenen Seelen erwartet, gibt es naturgemäß keine genauen Angaben. "Unser Gehirn", so schreibt das Buch auf S. 38, "ist nicht in der Lage, die Wunder und die Großartigkeit des Himmels zu erfassen. Genausogut könnten wir versuchen, einer Ameise das Internet zu erklären." Dennoch gibt es Hinweise auf das Leben im Jenseits wie diesen:

"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein ..."
(Offenbarung des Johannes, 21,4)

Keinen Krieg und sonstigen Kampf wird es mehr geben, keine Unterdrückung und Ausbeutung, keine Furcht und Flucht vor Menschen und Naturgewalten. Niemand wird mehr Hungers sterben; niemand kann mehr gefoltert oder getötet werden. Ebenso wird es keine Krankheiten mehr geben, vor denen auch der Mächtigste nicht geschützt ist. Wir werden unsere lieben Verwandten und Freunde wiedersehen, die wie wir an Gott und Jesus Christus glaubten und vor uns gestorben sind. Wir werden bei Gott wohnen und Ihn, seine Freundlichkeit und Güte aus nächster Nähe erleben, Seine Weisheit viel stärker bewundernd erkennen, als dies hier auf Erden jemals möglich sein wird. Fragen und Probleme, die uns jetzt bedrücken und irritieren, werden "drüben" gegenstandslos.

Das Buch, in allem auf der Bibel fußend, ist interessant und lebendig geschrieben. Es eröffnet Wege, setzt Denkprozesse in Gang, die sich nicht leicht von selbst ergeben und uns von großem Nutzen sein können. In vielen Kapiteln leitet es dazu an, wie man sich, den obigen Erkenntnissen entsprechend, gegenüber Gott, anderen Menschen und nicht zuletzt in Verantwortung zu sich selbst verhält. Es erklärt, was Anbetung ist, worin Versuchungen bestehen und wozu der Einzelne mit seinen von Gott verliehenen Fähigkeiten und Gaben berufen ist. Der im Titel des Buches stehende Begriff "Vision" bezieht sich auf Verheißungen Gottes. Er gibt die Zielrichtung an, in die zu gehen, mehr als anzuraten ist.

Man kann es für sich, aber auch in Gemeinschaft mit andern lesen. Dazu ist es sogar eigentlich gedacht. Mit seiner Hilfe sollen Menschen, die zu wenig über die Ewigen Dinge nachdenken, die in Unruhe, unter Dauerstreß, in allgemeiner Niedergeschlagenheit oder Angst leben, die sich unbedeutend vorkommen, langweilen oder sinnlos ihre Zeit verbringen, zum Glauben an Gott und Jesus Christus geführt werden, wobei ihnen der Heilige Geist behilflich sein wird. Gemeinden, in denen das Buch als Arbeitsgrundlage für extra zu diesem Zweck gebildete Kleingruppen dient, hoffen auf diese Weise Zuwachs von außen zu erhalten, was vielfach bereits gelingt.

Noch eine Ergänzung

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Unabhängig vom Vorstehenden ist die Predigt von Bischof Wolfgang Huber (EKD) am 30. Mai 2003 in der St. Johannes-Basilika, Berlin-Kreuzberg über Johannes 15, 9-15. Sie enthält Gedanken über den Mißbrauch des Jesus-Wortes: "Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde".
www.ekd.de/senioren/030530_huber_kreuzberg.html (insbes. Abschn. II)

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1) Die Aufteilung des Lebens in einen leiblichen und einen geistlichen Teil findet eine Parallele beim Tod: auch bei ihm ist eine solche Unterscheidung möglich und sinnvoll. Als Gott zu Adam und Eva sagte, daß sie am gleichen Tage2) sterben müßten, wenn sie sein Gebot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, mißachteten, war das geistliche Sterben gemeint. Denn bekanntlich lebten die beiden nach der Austreibung aus dem Paradies physisch noch viele Jahre; geistlich hingegen waren sie von dem Moment an bereits tot. (Anm.: ich habe hier vom geistlichen, nicht vom geistigen Tod geschrieben; manchmal liest man es auch anders. Im griechischen Original des Neuen Testaments soll es zwischen beidem keinen Unterschied geben. Im Deutschen denken wir bei "geistig" eher an den Verstand, den Intellekt, während "geistlich" eine größere Nähe zum Heiligen Geist hat. Von ihm waren Adam und Eva verlassen.)
Wer möchte, findet hier eine Fortsetzung zu dieser Fußnote.
2) 1.Mose 2,17

"Hinabgestiegen in das Reich des Todes..." (von Karl Veitschegger im Internet)
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