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Die Lehre von der Erbsünde (lat. peccatum originalis, eigentlich "Ursprungssünde") ist eines der grundlegenden Elemente christlicher Theologie. Das deutsche Wort Erbsünde soll zum Ausdruck bringen, dass diese Sünde nicht durch spezielle Handlungen erworben wird, sondern allen Menschen von Geburt an gegeben ist; eine Vererbung dieser Sünde, etwa von den Eltern auf ihre Kinder, ist damit nicht gemeint. Allerdings wird der Begriff in der orthodoxen, römisch-katholischen und den verschiedenen evangelischen Traditionen unterschiedlich aufgefasst.

Gemeinsam ist allen christlichen Traditionen die Lehre, dass der Mensch durch die Erbsünde von der Gemeinschaft mit Gott getrennt ist, dass er aus eigener Kraft diese Gemeinschaft nicht wieder herstellen kann, und dass diese Trennung durch Jesus Christus überwunden ist. Über die genaue Art dieser Erlösung und den Weg dorthin gibt es innerhalb der verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen (s. Rechtfertigung (Theologie)).

Im Judentum und im Islam fehlt die Entsprechung und das Konzept einer Erbsünde aller Menschen völlig, nicht im Ansatz gibt es bei ihnen daher auch an der Notwendigkeit für die Anhänger davon befreit zu werden!

Philosophisch und psychologisch enthält die Lehre von der Erbsünde das christliche Menschenbild, das von der negativen sündigen Disposition der Menschen ausgeht und dem gegenüber den rechten Glauben und das blutige Menschenopfer Jesu Christi aus Liebe Gottes, als Sühneopfer stellt.

 

Traditionelle Christliche Lehre

Entwicklung nach Paulus

Der jüdische Apostel Paulus von Tarsus entwickelt die Theologie von der Erbsünde in seinem Brief an die Römer im 5. Kapitel.

Paulus sucht darin nach einer theologischen Begründung der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. Für ihn steht fest, dass der Tod Christi einen Zweck habe, und zwar die Erlösung der Menschen. Daraus folgt, dass der Mensch absolut erlösungsbedürftig (mit einem anderen Wort: sündig) sein muss (Röm 5,6-11), denn wenn der Mensch von sich aus den Zustand der Sünde verlassen könnte, wäre der Kreuzestod nicht notwendig gewesen. Das Ereignis des Kreuzestodes belegt also aus Paulus Sicht die Notwendigkeit der Sündhaftigkeit der Menschheit. Der Ursprung dieser Sündhaftigkeit kann nicht bei Gott selbst liegen, da dieser per definitionem sündlos ist, sondern muss auf eine menschliche Handlung zurückgehen. Diese menschliche Handlung findet Paulus in der Auflehnung von Adam und Eva, nachdem sie von Satan zum Ungehorsam angestiftet worden waren. Die Konsequenz dieser Auflehnung ist die Trennung von Gott, nicht nur für Adam und Eva, sondern auch für ihre Nachkommen:

Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchdrungen ist, weil(*) sie alle gesündigt haben (Röm 5,12)

(*)griechisch eph' hô. Es ist umstritten, ob "weil" eine mögliche Übersetzung ist. Andere Möglichkeiten: "In ihm (also in Adam) haben alle gesündigt" (Augustinus), oder "deshalb (also wegen des Todes) haben alle gesündigt" (Orthodoxe Kirche).

Der zentrale Punkt wird in seinem ersten Brief an die Korinther nochmals betont:

Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden (1. Kor 15,22)

Die Lehre in den Kirchen

Der Mensch ist durch den Sündenfall Adams aus katholischer Sicht vom Beginn seines Lebens im Mutterleib, also von seiner Empfängnis an, im Zustand der Erbsünde, welche eine Unordnung der menschlichen Natur darstellt, indem sie den Menschen seiner heiligmachenden Gnade beraubt und dazu führt, dass der Mensch zum Tun von Bösem neigt. Den Ausweg aus der Erbsünde sieht die Kirche im Kreuzestod Jesus Christus, der es dem Menschen ermöglicht, in den Zustand der Erlösung einzutreten und mit Gott versöhnt zu sein.

Nach Auffassung Luthers – die hier im Gegensatz zur katholischen Lehre steht – ist der Mensch aber vom Beginn seines Lebens an böse (im "Zustand der Sünde") und ist dadurch von Gott getrennt. Dabei ist es unerheblich, ob der Einzelne gut oder schlecht handelt. Selbst das passive neugeborene Kind ist nach diesem Verständnis schlecht.

Die von Augustinus von Hippo begründete Lehre von der Erbsünde ist zentral für das westliche Christentum. Ohne die Erbsünde könnte der Mensch sich zum Guten oder Bösen entscheiden (wie es etwa in den verwandten Religionen des Judentums oder des Islam gelehrt wird). Da der Mensch, anders als die gefallenen Engel, deren Auflehnung gegen Gott unwiderruflich ist, an die Zeit gebunden ist, ist Vergebung und Reue möglich. Aus der Erbsünde ergibt sich daher die Notwendigkeit der Erlösung des Menschen, die durch die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi ermöglicht wurde. Aus diesem Grund spricht der Apostel Paulus von Christus als dem neuen Adam. Diese Erlösung findet der Mensch in der Wiedergeburt (eigentlich wohl Neugeburt), deren äußeres Bild die Taufe ist. Der Christ unterliegt danach nicht mehr der Erbsünde, sondern ist in den Zustand der Gotteskindschaft emporgehoben.

Nach Ansicht der Orthodoxen Kirche wird nicht die Sünde Adams selbst auf seine Nachkommen vererbt, sondern nur die Folge dieser Sünde, der Tod. Dieser wird jedoch nicht nur an die Nachkommen Adams vererbt, sondern erfasst und versklavt die gesamte Schöpfung, wobei die Angst vor dem Tod in einem Teufelskreis zur Hauptursache weiterer Sünden wird. Die Orthodoxe Kirche geht davon aus, dass die Menschen auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen haben und immer noch fähig zu guten Taten sind. Der Sündenfall hat jedoch eine Welt hinterlassen, in der Sünde bequem, einfach, angenehm und naheliegend erscheint, Tugend dagegen anstrengend, schwierig, abgehoben, und langweilig. So hat er eine Barriere zwischen den Menschen und Gott aufgestellt, die der Mensch von sich aus nicht niederbrechen kann. Da der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr zu Gott kommen kann, kam Gott in Christus zu den Menschen und versöhnt die Menschen so wieder mit sich. Es wird betont, dass nicht etwa Gott mit dem Menschen versöhnt wird, wozu kein Anlass besteht da Gott dem Menschen in keiner Weise feindlich gesonnen ist, sondern der Mensch mit Gott.

 

Kurz gefasst

Zusammenfassend ist nach christlicher Auffassung der Mensch als von Gott nach seinem Abbild geschaffenes Wesen ursprünglich gut, da Gott als der Gute schlechthin nur Gutes schaffen kann. Aufgrund der dem Menschen gegebenen Freiheit konnte sich dieser in Person Adam und Evas im Sündenfall von Gott abwenden. Alle Nachkommen Adams und Evas erben diese auch Sünde genannte Abwendung. Durch Jesus Christus ist es dem Menschen möglich, sich Gott wieder zuzuwenden.

 

Geschichtliche Entwicklung der Lehre

Judentum

Das Christentum teilt mit dem Judentum im Prinzip den Tanach in dem Alten Testament seiner Bibel. Allerdings interpretiert das Judentum, wie auch der Religionsstifter des Christentums, Jesus von Nazareth die Geschichte vom Garten Eden und der Vertreibung Adams und Evas daraus, nicht als den Beginn einer zwangsweisen erblichen Sünde, und kennt auch keinen Zusammenhang zwischen der von Adam begangenen Rebellion und anderer später lebender Menschen. Die von Gott in Folge der Rebellion verhängten Konsequenzen (Fluch über die Menschen, Vertreibung aus dem Paradies, Geburtswehen, schwere Feldarbeit, Sterblichkeit und Fluch über die Erde) werden als Konsequenzen angesehen, die die Welt beschreiben, wie sie ist. Sie werden im Judentum als Maßnahmen verstanden, die das materielle, nicht aber das spirituelle Leben der Menschen betreffen. Beispielsweise wird die Ankündigung, dass die Nachkommen Evas den Nachkommen der Schlange (Satans) den Kopf zertreten werden (Gen 3,15) als schlichte Aussage zur Gefahr von Giftschlangen und menschlicher Angst vor ihnen. Im Christentum wird dies umgedeutet zu einem Sieg Jesu über den Satan, der im Judentum auch eine andere Bedeutung hat (siehe ebendort.

Die wichtigste jüdische Aussage zum Status der Seele des Menschen lautet, sie ist rein geschaffen. Nach jüdischem Glauben bleibt die Seele des Menschen auch dann rein, wenn er sündigt, seine Vorfahren sündigten oder er nicht mehr im Garten in Eden in Gottes Nähe lebt. Der liebende Gott der Barmherzigkeit (adonai) vergibt allen Menschen die Sünden, insbesondere, wenn sie diese bereuen (vergleiche Teshuva). Eine besondere Erlösung ist deshalb nicht nötig, ein e Verdammung in die Hölle, vor der der Mensch angst haben müsste gibt es ebensowenig.

Die hebräische Bibel bezieht sich auch in folgenden Kapiteln in keiner Erzählung, in der das Volk Israel verfehlt, auf die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies.

Insofern ist die Erbsünde ein christliches Dogma, das einen radikalen Bruch zum Judentum darstellt, da es im Zusammenhang mit Jesus Christus, seiner Anbetung und der Umdeutung des Begriffs des Messias von den Urchristen eingeführt wird, das u.a. zum Ausschluss des Ur-Christentums aus dem Judentum führte (siehe unten).

Christentum

In den Evangelien spricht Jesus Christus nirgendwo vom Sündenfall Adams, dessen Fehler er, Jesus, rückgängig zu machen habe. Die Autoren der Evangelien weisen gleichfalls nicht auf derartige Bezüge zur Schöpfungsgeschichte hin. Im neuen Testament ist Paulus der einzige Autor, der klare Aussagen zur Erbsünde macht; insofern kann man Paulus als Vater der Lehre von der Erbsünde bezeichnen.

Von der Kirche wurde in den folgenden Jahrhunderten die zentrale Bedeutung des Konzeptes der Erbsünde erkannt. Insbesondere die enge Verbindung mit der Notwendigkeit Jesu Kreuzigung und Auferstehung sowie mit der Gottschaft Jesu, wie sie schon von Paulus erkannt wurde, haben die westliche christliche Theologie seitdem geprägt.

 

Eine sehr anrührende Kindergeschichte zu diesem Thema findet man hier http://www.seniorentreff.de/hp/jakoswelt/seite_1.html auf der Homepage von Jakobe Jakstein.

Übersichtlich knapp, aber dennoch umfassend genug, wird der Begriff "Sünde" hier erklärt: http://www.sungaya.de/schwarz/christen/todsuende.htm ...

... und ausführlich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Tods%C3%BCnde. In diesem Artikel wird auf folgendes besonders hingewiesen: Den Ursprung der Sünde bilden bestimmte Laster. Diese wurden bereits im Mittelalter genau definiert, doch hat ihre Bedeutung für den einzelnen und für das Zusammenleben mit anderen in unserer modernen Zeit keineswegs ab-, sondern eher noch zugenommen.

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