Dialog mit einem Atheisten während einer Bahnfahrt,
ungefähr so selbst erlebt und gedanklich weiter ausgestaltet

A: Atheist, C: Christ.
....
C: Sie sagen, dass Sie nicht an Gott glauben. Warum?
A: Weil das, was die Kirche verkündet, unglaubwürdig ist.
C: Was meinen Sie damit?
A: Sie predigt zum Beispiel Nächstenliebe und hat im Laufe der Zeit viele unschuldige Menschen umgebracht.
Sie verbrannte sie bei lebendigem Leibe und führte sogar eigene Kriege.
C: Tut sie das heute noch?
A: Ich glaube nicht. Aber trotzdem ...
C: Was: "aber trotzdem"?
A: Auch wenn die Kirche jetzt solche Dinge nicht mehr macht: die christliche Lehre selbst leuchtet mir nicht ein.
Ich kann nicht an Gott glauben.
C: Das ist schade. – Was glauben Sie, wer Sie gemacht hat?
A: Gemacht?
C: Ja, erschaffen, wenn Sie so wollen. Wer gab Ihnen das Leben?
A: Meine Eltern natürlich.
C: Und sie erhielten ihr Leben von ihren Eltern, nicht wahr?
A: Ja, und immer so weiter.
C: Als Atheist glauben Sie sicher auch nicht daran, dass es ein erstes Menschenpaar gab, Adam und Eva, von dem die Bibel berichtet.
A: Ja, genau. Das ist eine fromme Legende. Wissenschaftlich wurde bewiesen, dass sich die höheren Lebensformen, darunter der Mensch, aus einfacheren entwickelt haben. Das nennt man Evolution.
C: Ich weiß. Und worauf beruht die Evolution?
A: Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet. Soviel ich aber weiß, spielen biologische, chemische und physikalische Gesetze hierbei eine Rolle.
C: Und woher kommen die?
A: - - - -
C: Sie bleiben mir die Antwort schuldig. Ich selber glaube, dass sie von Gott gemacht wurden.
A: Na schön, Sie glauben das. Können Sie das beweisen?
C: Nein. Das kann ich nicht. Das kann keiner. Es erscheint mir lediglich plausibel, dass die sogenannten Naturgesetze nicht von alleine entstanden, sondern dass hinter und über ihnen ein planender, ordnender Geist steht, eine Macht, die den Menschen mit all' seinem Erfindungsreichtum weit übersteigt. Der Mensch kann sich nicht selbst erschaffen, auch nicht die Naturgesetze. Die kann er nur beobachten und zu verstehen suchen. Das fällt ihm bisweilen schwer genug.
A: Und diese übergeordnete Macht nennen Sie Gott?
C: Ja. Gott hat mich und Sie (nach meiner Überzeugung) nicht nur ins Leben gerufen; er kennt auch im Voraus den Zeitpunkt und die Umstände unseres Todes.
A: Aha. Jetzt sind wir also da angelangt, beim Tod. Für mich ist mit ihm alles aus. Glauben Sie an ein Weiterleben nach dem Tode? Das ist doch reine Illusion!
C: Was meinen Sie mit "Illusion"?
A: Na, etwas Eingebildetes, nichts Reales.
C: Und was ist in Ihren Augen real?
A (stutzt): Ich sehe schon: mit Ihnen wird es nicht ganz leicht. Lassen Sie mich einen Moment nachdenken.
C (lächelt): Bitte. Lassen Sie sich nur Zeit.
A (nach einer Weile): Real ist das, was außerhalb unseres Bewußtseins existiert und vor sich geht, unabhängig davon, was wir darüber denken, meinen und glauben.1
C: Könnten Sie ein Beispiel nennen?
A: Nehmen Sie diesen Zug. Gibt es ihn auch, wenn wir beide nicht in ihm sitzen, sondern zu Hause sind und weder von ihm wissen, noch an ihn denken?
C: Ich glaube schon.
A: Sehen Sie: das meine ich mit Realität. Etwas Konkretes, tatsächlich Vorhandenes.
C: Verstehe. Und was ist mit den Sternen?
A: Was soll mit ihnen sein?
C: Ich meine: woher wissen wir, dass es sie gibt, dass sie "real" sind?
A: Von den Astronomen. Die stellen das fest. Ihre Messinstrumente und Raumsonden liefern uns immer präzisere Auskünfte über Sterne und Galaxien.
C: Durch das Licht, das wir von ihnen empfangen?
A: Ja, unter anderem, aber auch durch die von ihnen ausgehende, für das Auge unsichtbare Röntgenstrahlung.
C: Sie meinen also, dass das, was die Astronomen da mit viel Fleiß und großem finanziellen Aufwand (der übrigens von den Steuerzahlern aufzubringen ist), erforschen, der Wirklichkeit entspricht? Dass die Sterne so sind, wie wir sie beobachten, oder wenigstens in groben Zügen?
A: Ja.
C: Da muß ich Ihnen leider sagen: Sie täuschen sich. Das Licht, das wir von den Sternen empfangen, war unter Umständen Tausende, ja Millionen Jahre unterwegs. Die Instrumente liefern Informationen über Vergangenes. Wie es jetzt, da wir darüber reden, dort aussieht; ob die betreffenden Objekte nicht in Wirklichkeit ganz anders geworden und überhaupt noch da sind: das weiß niemand, kann keiner auch nur vermuten.
A: Sie haben recht; daran dachte ich im Moment nicht.2
C: Bleiben wir noch ein wenig beim Licht. Ich habe gelernt, und viele wissen das, weil es nicht nur auf der Uni, sondern teilweise schon in der Schule so gelehrt wird: das Licht "offenbart" sich, je nachdem, auf welche Weise es wissenschaftlich untersucht wird, als Teilchenstrahlung oder als Wellenerscheinung. Beides zugleich kann es nicht sein: eine Strahlung winziger Teilchen, die wie Geschosse durch die Gegend fliegen, und eine sich mit hoher Geschwindigkeit ausbreitende, elektromagnetische Welle. Es muß etwas Drittes sein, für das wir keinen Begriff, kein passendes Wort haben. Die "Realität" des Lichts können wir nicht erfassen.
A: Und doch gibt es sie, diese Realität, denn das Licht ist ja da.
C: Gewiss, es ist da. Genau wie dieser Zug, der aber in Wirklichkeit aus ungezählt vielen Atomen, Elektronen und weiteren Teilchen besteht. Zwischen ihnen ist nichts als leerer Raum. Infolge unserer groben Sinnesorgane sehen wir, wenn wir vom Zug sprechen, von diesen Teilchen, ihrer Zusammensetzung und ihrem Zusammenwirken ab und machen uns davon nur eine nur sehr ungenaue Vorstellung. So gesehen, ist der Zug auch nur eine Illusion. Und wäre ich blind, so dass ich nicht erfahren könnte, wie Sie aussehen (und allein schon das Wort "aussehen" für mich ohne Sinn wäre): dann wäre meine Realität eine ganz andere als die Ihre.
A: Da stimme ich Ihnen zu. Was "Realität" und was "Illusion" ist, läßt sich wohl doch nicht ganz so leicht festlegen.
C: Das glaube ich auch. Was wir als "real" bezeichnen, ist es oft nicht, erweist sich als subjektiv, als personengebunden. Können wir uns darauf einigen?
A: Ja. Und ich denke gerade: wenn es Realität vielleicht zwar gibt, wir sie aber nicht erkennen können, dann ist Illusion nicht unbedingt etwas Schlechtes, Minderwertiges, das man verachten und dem man aus dem Weg gehen sollte.
C: Da haben Sie sicher recht. Nicht alle Illusionen müssen verkehrt und sinnlos sein.
A: Wir waren ja ursprünglich beim Leben nach dem Tod, das ich als etwas nicht Reales, als Illusion bezeichnete. Das meine ich jetzt nicht mehr abwertend. Aber sagen Sie mir: wie stellen Sie es sich vor?
C: Das ist eine lange Geschichte, und ich bräuchte dafür etwas Zeit. Ich will nicht gleich damit anfangen, was im Christentum darüber geglaubt wird, sondern das soll erst am Ende kommen.
A: Ich muß erst in einer guten Viertelstunde umsteigen; bis dahin schaffen wir es vielleicht noch.
C: Also gut; ich werd's versuchen. Der Glaube an ein Leben nach dem Tode ist uralt und über die ganze Erde verbreitet. Das wird durch Grabbeigaben dokumentiert, gedacht für die Reise der Toten in eine "andere Welt", und findet sich bei verschiedenen Völkern in ihren Gebeten und Riten bis heute. Als Kind lernte ich ein Gedicht von Schiller, "Nadowessiers Totenlied", das mir in unserem Zusammenhang wieder einfällt. In ihm ist von einem schönen, fruchtbaren Land mit viel Mais, frischem Wasser und Jagdwild die Rede, in das der verstorbene Indianerhäuptling, um den getrauert wird, kommen wird. Andere Vorstellungen sind weniger positiv. Nach manchen führen die Verstorbenen in der "Unterwelt" ein freudloses Schattendasein, ohne Erinnerungen, ohne Kontakt untereinander und zu Gott. – Das Leben nach dem Tod, wie es von Christen geglaubt wird, findet in Gottes Himmlischem Reich statt. Eine ungefähre Vorstellung von ihm entnimmt man der Offenbarung des Johannes. Dieser, einst politischer Gefangener der Römer auf der griechischen Insel Patmos, hatte dazu eine Vision. Über Gott heißt es in ihr: "Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal..." Und man könnte ergänzen: keinen Krieg wird es mehr geben, keine Verfolgung, Unterdrückung und Ausbeutung, keine Flucht vor Menschen und Naturgewalten …
A: Eine wirklich schöne Vorstellung vom Leben nach dem Tod! Wenn sie doch schon auf Erden zuträfe!
C: Die Sache hat einen Haken. Nicht jeder Verstorbene wird in Gottes Himmelreich aufgenommen werden. Vor allem diejenigen nicht, die Gottes Existenz abstreiten und schlecht über ihn reden. Und das erscheint auch nur logisch und gerecht, denn wenn sie nicht an Gott glauben, legen sie auch keinen Wert darauf, nach dem Tod mit Ihm zusammen zu sein, wie es Johannes in seiner Offenbarung beschreibt.
A: Die kommen dann in die Hölle?
C: Ich weiß es nicht. Nur etwas möchte ich noch erwähnen, das Sie vermutlich schon kennen: die Verstorbenen kommen als erstes in Gottes Gericht.3 Da wird beurteilt, wie sie auf Erden lebten: ob sie neidisch, verlogen, habgierig waren; ob sie Ehebruch betrieben, über andere Menschen herzogen und ihnen Böses antaten. Das alles sollen wir nicht. Es steht in den Zehn Geboten und in der Bergpredigt. Tun wir es trotzdem und sterben darüber ohne Reue und den Willen zur Umkehr, ist nichts Gutes zu erwarten.
A: Die Zehn Gebote kenne ich, wenigstens zum Teil; habe lange nichts mehr von ihnen gehört. Und die Bergpredigt muß ich mir einmal ganz neu durchlesen. Ich habe nicht einmal eine Bibel zu Hause.
C: Ihre Zeit bis zum Umsteigen ist, glaube ich, fast um; deshalb gestatten Sie rasch noch dies: für Christen (und zwar nicht die, die sich nur so nennen) ist das Leben nach dem Tod bei Gott ein erstrebenswertes, hohes Ziel. Das wirkt sich auf ihr irdisches Leben aus. Sie bemühen sich, friedlich, liebevoll und hilfsbereit zu sein, sind gelassener und jagen nicht allem hinterher, um ja nichts zu verpassen. Sie ruinieren nicht absichtlich ihre Gesundheit mit Alkohol, Nikotin und Rauschgiften. Dadurch sind und fühlen sie sich in vielem freier. Das irdische Leben ist für sie im Vergleich zum Ewigen Leben nur ein kurzer Moment; daran denken sie in guten wie in schlechten Zeiten. Das Wesentliche, auf das sie hoffen, kommt erst danach. Dankbar sind sie Jesus Christus, der durch seinen schuldlos erlittenen Kreuzestod ihre Sünden "bezahlte", so dass sie von Gott vergeben werden können. Dies ist nicht leicht zu verstehen.
A: Auch darüber werde ich weiter nachdenken. – Nun ist es tatsächlich soweit, und ich muß Sie leider verlassen. Das war ein interessantes Gespräch. Ich wünsche Ihnen eine schöne Weiterfahrt und alles Gute.
C: Das wünsche ich Ihnen auch und dazu Gottes Segen.
A (einen Moment lang leicht irritiert, dann lächelnd): Danke!

Internet-Links:
http://reichgottes.info/Reich%20Gottes.htm Über das Reich Gottes und Weiteres (Jesus, Seine Gleichnisse, Nachfolge ...)
http://www3.mathematik.tu-darmstadt.de/~Formanek.pdf Gottesbeweisversuche, u. a. mit Hilfe formaler Logik
http://de.wikipedia.org/wiki/Positivismus, hier insbesondere die Hochachtung der Frau (selten in Religion, Ethik und Philosophie!!) gegen Ende des ersten großen Absatzes, über der Flagge Brasiliens

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1Was ein ideen- und erfolgreicher amerikanischer Unternehmer zum Thema "Realität" glaubt: https://de.wikipedia.org/wiki/
Elon_Musk
, dritter Punkt unter "Stellungnahmen". Siehe auch (falls es hier interessiert): Digitale_Physik.
2www.sternwarte-kraichtal.de/die-erde-ein-staubkorn-im-universum.html; eindrucksvolle Bilder über Entfernungen im Weltraum mit Schlussabsatz (gelber "Kasten") über die Erkennbarkeit des Universums
3 "Die Toten werden gerichtet" - das steht, mehr oder weniger deutlich, auch was den Zeitpunkt des Gerichts betrifft, verstreut in der Bibel. Auch gibt es bemühte, zum Teil wortreiche Auslegungen und Predigten dazu, s. folgende Links. Ganz klar ist mir das Ganze nicht; doch deshalb anzunehmen, es gäbe kein Gericht, liegt mir fern. [a] [b] [c] [d] [e]

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