Zusammenfassung

Auf dieser Seite am Ende der Themenübersicht fasse ich die Voraussetzungen für meinen Glauben bzw. Unglauben zusammen und beginne mit einem Rückblick auf die Zeit, in der die ersten christlichen Gemeinden entstanden.

Sie war in vielem anders, nicht nur in technisch-zivilisatorischer Hinsicht, als unsere heutige Zeit. Sklaverei, Königs- und Kaiserherrschaft waren normal. Die Menschen glaubten an Wunder1, an Engel und Dämonen. Aus dem nichtchristlichen, hellenistischen Umfeld stammte der Glaube an die Existenz von Göttersöhnen. In Persien, beim Zarathustrismus [1], aber auch im vorchristlichen Judentum [2], gab es den Glauben an die Auferweckung Toter. An "Entrückungen" in den Himmel wurde geglaubt, bei den Griechen unter dem Stichwort "Elysion". [3] (Bei den Römern soll es Romulus gewesen sein, einer der beiden legendären Gründer der Stadt Rom, der bei einem Orkan vor den Augen der Umstehenden hochgehoben wurde und in einer schwarzen Wolke verschwand.)  Geglaubt wurde zu Paulus' Zeiten, dass es Zauberer mit "göttlichen" Kräften gibt. [4]  Viele Menschen, unter ihnen Arme, Entrechtete, glaubten daran, dass zu ihnen ein "Messias", d. h. ein Gesalbter Gottes, komme, um sie aus ihrem Elend und ihrer Unfreiheit herauszuführen. Sie glaubten an ausgleichende Gerechtigkeit in einem Leben nach dem Tode. Dem kam das Jesuswort "Die letzten werden die ersten sein" entgegen. [5]

Das damalige geistige Klima war reich an Ideen, gedanklichen Bildern, Mythen und Erzählungen, die, solange nur verhältnismäßig wenige Menschen lesen und schreiben konnten, mündlich weitergegeben wurden. Sie enthielten Verheißungen von Gutem, Erstrebenswertem, aber auch Erschreckendes.2

Im neu entstandenen Christentum kamen Dinge hinzu, durch die sich viele, die davon hörten, von ihm angezogen fühlten: Wundergeschichten über Krankenheilungen und Massenspeisungen, an denen Tausende von Menschen beteiligt waren. Und, was vielleicht noch stärker wirkte: die Lehre, dass alle Menschen vor Gott gleich sind und von ihm gleich geliebt werden. Das war gegen die sonst verbreitete Abneigung gegenüber Andersgläubigen ("Heiden") und die Verachtung von Sklaven gerichtet. Auch Frauen, die in der antiken Gesellschaft oftmals weniger Rechte hatten als Männer, waren bei den Urchristen willkommen.

Manches wurde missverstanden und beim Wiedererzählen nicht korrekt weitergegeben. Das nennt man nach einem bekannten Kinderspiel den Stille-Post-Effekt, der auch unter Erwachsenen wirksam ist.[6] Anderes wurde, oft in guter Absicht, übertrieben und ausgeschmückt. Phantasievolle Zusätze, bei denen orientalische Vorliebe für Märchenhaftes mitspielte, Unwissenheit, Gedächtnislücken und Verwechslungen machen es nicht leicht, alles zu glauben, was in der Bibel steht. Hinzu kommt Visionäres, für das meiner Ansicht nach dasselbe gilt3.

Nach der mündlichen Überlieferung kam Jahrzehnte, zum Teil Jahrhunderte später die schriftliche Fixierung. Sie wurde von Menschen vorgenommen, die nach ihrem Ermessen auswählten, ergänzten und verwarfen. Es heißt heutzutage bei Gesprächen darüber, die betreffenden Beratungen in kirchlichen Konzilien und ihre Ergebnisse seien "göttlich inspiriert" gewesen, doch glaube ich nicht daran. Bei den Versammlungen wurde heftig gestritten; man verstieß und verfluchte sich gegenseitig. Sogar die hohe Politik spielte mit hinein durch Eingriffe des Kaisers in die Zusammensetzung und den Verlauf der Konzilien. Auf weitere Einzelheiten sei hier verzichtet, auch auf unbiblische, dogmatische Hinzufügungen aus neuerer Zeit.

Vieles in der Bibel glaube ich. Was es im einzelnen ist, sollen die vorstehenden Seiten zum Ausdruck bringen. Glauben ist, unter anderem, starkes Hoffen. So findet man darüber etwas vor allem unter den Buchstaben G und H in der Themenübersicht.

Mit dem, was ich schrieb, versuche ich, zum Verständnis des christlichen Glaubens beizutragen und für ihn zu werben, besonders auch bei früheren Fachkollegen aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, die ihn ablehnen.

Ich liebe Gott, Jesus Christus und die Menschen.

Ein kirchliches Dokument aus der Lutherzeit, vom ersten evangelischen Superintendenten4,5 verfasst, endet mit den Worten: "Ich erkenne meine Schlichtheit ... und hätte mir lieber etwas Besseres ausgedacht." [7]
So ähnlich geht es auch mir.

[1] Zoroastrismus, vgl. auch hier (Wikipedia)
[2] z. B. 1.Könige17,17-23
[3] Elysion, siehe auch aus neuerer Zeit und als Fälschung erkannt: Flathinnis (Wikipedia)
[4] Apostelgeschichte8,9-11
[5] Matthäus19,30
[6] vielfach im Internet erwähnt
[7] In: Walter Lechner "Anton Lauterbach, Pirnas Reformator ⋅ Freund Luthers", S. 24/25,
herausgegeben von der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Pirna, 2004
1 Ein großes Wunder war für sie (und ist es für die, die daran glauben, bis heute) die von dreien der vier Evangelisten berichtete Verfinsterung des Himmels bei der Kreuzigung Jesu. Um eine Sonnenfinsternis konnte es sich dabei nicht gehandelt haben, da Jesus kurz vor dem Passahfest gekreuzigt wurde; dieses wurde stets um die Zeit des Vollmonds gefeiert, bei dem eine Sonnenfinsternis nicht möglich ist. Eine andere, natürliche Ursache für die drei Stunden andauernde, tiefe Dunkelheit ist nicht bekannt; sie wurde weder vorher noch später in irgendeiner Gegend der Erde beobachtet. (Totale Sonnenfinsternisse, bei denen es richtig dunkel werden kann, dauern jeweils nur wenige Minuten, nicht stundenlang.)
2 Dazu gehört die Geschichte von Hananias und Saphira, auf die ich hier näher eingehe.
3 Ein Beispiel ist für mich die Johannes-Offenbarung, die ich an verschiedenen Stellen, milde ausgedrückt, unverständlich finde. In einem kleinen Bibel-Studienkreis meiner Gemeinde gab es ihretwegen eine Diskussion. In ihr wurde mir unterstellt, die Bibel als Ganzes abzulehnen (was jedoch nicht zutrifft), denn das müsse man ja wohl, wenn an einigem gezweifelt wird. Beim Lesen in der Heiligen Schrift und dem Glauben an das, was in ihr steht, ginge es um "Alles oder Nichts!" Dies, in strengem Ton vorgetragen, fand ich doch recht erstaunlich.
4,5 Leitender Geistlicher eines Kirchenkreises, vgl. hier und hier (Wikipedia)

Fortsetzung
Zurück zur Themenübersicht, Teil 2