Hinzugelernt

Im Anleitungsmaterial für eine bestimmte Kindergottesdienst-Einheit nach dem Willowcreek-Modell heißt es abschließend:

"Erzählen Sie den Kindern: 'Gott hat uns so viele tolle Versprechen gegeben. Heute haben wir nur von einigen gehört. Und das Besondere an Gottes Versprechen ist, daß Gott sie auch einhält, egal, was passiert. Auch wenn wir vielleicht sogar seine Versprechen vergessen: Gott tut, was er sagt. Manchmal braucht Gott nicht lange, um seine Versprechen einzulösen, aber manchmal dauert es auch etwas länger. So wie bei Abraham und Sarah können auch wir auf Gott hören und Geduld haben, denn Gott hält seine Versprechen.'"

Diesem Abschnitt folgen noch der Hinweis auf den Bibelvers "Der Herr ist verläßlich in allem, was er sagt" (Psalm 145,13) sowie ein kurzes Gebet desselben Inhalts:

"Lieber Gott, danke, daß du deine Versprechen hältst. Danke, daß wir uns immer auf dich verlassen können..."

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Diese Unbedingtheit erschreckte mich im ersten Moment, und ich war nicht bereit, sie gegenüber den Kindern zu vertreten. Ich stellte mir vor, daß eines von ihnen zum Beispiel sagen könnte: "Ich habe so sehr zu Gott gebetet, daß er meinen kranken Onkel am Leben läßt, und trotzdem ist er gestorben!" Was sollte ich in einem solchen Fall antworten?

Bei der Vorbereitung auf die betreffende Stunde sprach ich mit den anderen Helfern darüber. Es ergab sich, daß ich etwas verwechselt hatte. Es ging gar nicht um die Wünsche von uns Menschen an Gott, wie wir sie zum Beispiel in Gebeten zum Ausdruck bringen, sondern um die Versprechen, die ER uns Menschen gibt. Das ist ein klarer Unterschied. Ich hatte nicht richtig gelesen, nicht genügend nachgedacht.

Gott verspricht den Menschen Verschiedenes und hält es ein. Was es ist, steht in der Bibel. Dies und nur dieses sollten wir den Kindern anhand vorgegebener Beispiele nahebringen, damit sie es nach Möglichkeit für sich selbst übernehmen.

Hierüber war ich froh. Natürlich entspricht es auch meiner Überzeugung, daß Gott nicht lügt. Als wenig geübter Laie auf diesem Gebiet hatte ich wieder etwas hinzugelernt.

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Später dachte ich weiter darüber nach. Als Erwachsene nennen wir Gottes Versprechen manchmal auch Verheißungen, vor allem dann, wenn es sich dabei um etwas Schönes, Positives, uns Angenehmes handelt.

Jedoch haben nicht alle Versprechen Gottes diese Eigenschaft: manche enthalten oder sind Drohungen, verbunden mit scharfen Warnungen vor menschlichem Fehlverhalten, das uns von ihm trennt. Sie beginnen im Alten Testament und setzen sich, von Jesus ausgesprochen, im Neuen fort. Sehr eindrucksvoll sind zum Beispiel in diesem Zusammenhang die Verse 42-44 und 46-52 bei Lukas im 11. Kapitel.

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