Christliche und jüdische Gotteshäuser1
(nichts Allgemeines, nur Reiseeindrücke)

Auf einer Fahrt in die Sächsische Schweiz und an die Moldau entstanden die folgenden Bilder.

Das erste zeigt einen Teil des Altars der St.Johanniskirche in Bad Schandau mit einem sehr schönen Sandsteinrelief zum letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern:



Die lateinischen Texte, ins Deutsche übersetzt, bilden die Grundlage für die Einsetzungsworte in den evangelischen Gottesdiensten. Unter anderem fehlt in ihnen der Hinweis auf den Neuen Bund in Christi Blut. Vor dem Heiland liegt etwas, das wie ein Lamm aussieht. Vermutlich ist es ein besonders geformtes Brot, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die Abendmahlsteilnehmer ein totes Tier auf den Tisch legten.

Dieses Bild nahm ich in der Stadtkirche St. Marien in Pirna auf:



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In Prag gibt es außer zahlreichen Kirchen mehrere jüdische Gotteshäuser, von denen die Jerusalem-Synagoge, von außen gesehen, die prächtigste ist:



Die beiden Fassadeninschriften in vergoldeten hebräischen Lettern bedeuten:
"Dies ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden dahin eingehen." (Psalm 118,20) und
"Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?" (Maleachi 2,10)

Die Jerusalem-Synagoge befindet sich ganz in der Nähe des Prager Hauptbahnhofs, der eine im Jugendstil gehaltene, "historische" Eingangshalle hat:



In ihr bezeichnete sich die Stadt Prag selbstbewußt als "mater urbium", d. h. "Mutter der Städte".

Etwas weiter abseits und äußerlich schlicht ist die "Alt-Neu-Synagoge". Dieser seltsame Name soll daher kommen, dass die hebräischen Wörter "al tenai" im Deutschen ähnlich wie "altneu" klingen. Sie bedeuten "unter der Bedingung, dass" und sind mit einer Legende verbunden. Nach ihr sollen Engel beim Bau der Synagoge Steine vom Tempel in Jerusalem mitgebracht haben, unter der Bedingung, dass sie zurückgegeben werden, wenn der Messias kommt und der Tempel neu aufgerichtet wird.

Neben der Alt-Neu-Synagoge steht das alte jüdische Rathaus mit zwei unterschiedlichen Uhren:



Beide zeigen dieselbe Zeit an, was man nicht sofort erkennt. Das liegt zum einen daran, dass die hebräische Schrift keine eigenen Zahlzeichen hat und statt dessen die Anfangsbuchstaben ihres Alphabets verwendet: א (Aleph), ב (Beth), ג (Gimel), .... Zum anderen drehen sich die Zeiger der unteren Uhr linksherum, entsprechend der Leserichtung des Hebräischen, die der unseren entgegengesetzt ist.

Eine solche jüdische Uhr fand ich auch über einem Hoteleingang in einer Nachbarstraße:



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Der christliche Glaube und der jüdische haben gemeinsame Wurzeln. Daran werden wir erinnert, wenn wir zur Adventszeit "Tochter Zion, freue dich" singen und, oft im Wechsel mit dem Pastor, Psalmen beten, die schon König David sang.

1 Ich weiß, daß Gott keiner besonderen Häuser bedarf, um darin zu wohnen. Er ist überall, insbesondere in den Herzen der Menschen, die an ihn glauben. Dennoch spricht man oft von "Gotteshäusern", und so verwende ich diesen Ausdruck der Einfachheit halber auch hier.

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