Über Johannes Calvin
(Auszug aus dem unten stehenden, ersten Link)
"Es
war um das Jahr 1536, als Johann Calvin (1509-1564) auf der
Durchreise in Genf Halt machte. Ganz befehlsmässig richtete
Farel an ihn die Worte «Ich kündige dir im Namen des
allmächtigen Gottes, dass du mit mir das Werk treibest, zu dem
ich berufen bin!» Calvin nahm das als einen Ruf von Gott an und
gewann sehr bald einen beherrschenden Einfluss in Genf. Farel und
Calvin hatten aber durch ihre unbeugsame Kirchenzucht den
Widerstand der Bürgerschaft hervorgerufen, so dass sie beide
bereits um Ostern 1538 aus Genf weichen mussten. Farel ging nach
Neuchätel, wo er bis zu seinem Tode wirkte, Calvin kam nach
Strassburg.
Als
aber in Genf ein furchtbares Durcheinander herrschte, wurde
Calvin zurückgerufen, worauf er im September 1540 wieder nach
der Rhonestadt zog. Damit begann eine Epoche, die vielleicht
einzig dasteht in der Kirchengeschichte, nämlich eine Zeit
grausam strenger Kirchenzucht, die das ganze Volksleben unter die
Herrschaft einer alttestamentlich-gesetzlichen,
weltflüchtig-asketischen Frömmigkeit zwang. So vermochte Calvin
sein Ideal von Staat und Kirche dem Volk in Genf aufzuzwingen und
einen Kirchenstaat, eine Theokratie zu errichten. Mit seiner
«Gemeinde der Heiligen», seinem alttestamentlich-theokratischen
Kirchenbegriff hat er einen Standpunkt vertreten, der die
Anwendung des Bannes bis zur Todesstrafe rechtfertigte. Wurde
diese auch von der Obrigkeit ausgeübt, so stand doch der
Theologe Calvin mit seinem Rat an die Behörden dahinter.
Calvins
Ideal von einem christlichen Staat, in welchem Behörden und
Kirche die Grundgebote christlicher Sittenstrenge überwachen und
aufrechthalten, sollte nun unter Anwendung von Gewalt
verwirklicht werden. «Der Staat ist verpflichtet», meinte er,
«der Kirche in Verwirklichung ihrer Ideale behilflich zu sein»,
so wie «umgekehrt» die Kirche des Staates Zwecke durch
Handhabung der Sittlichkeit fördert. Unter Inanspruchnahme des
weltlichen Arms wurde mit beispielloser Grausamkeit die neue
Ordnung der Kirchenzucht durchgeführt, wobei sogar die Folter in
schärfster Form angewandt wurde. In den Jahren 1542-1546 sollen
58 Personen in Genf hingerichtet, 76 verbannt und 34 Frauen als
Zauberinnen gevierteilt und verbrannt worden sein. Auch jede
geringste Abweichung von Calvins Kirchenbekenntnis und
Kirchenform wurde sehr streng bestraft. Wer an einem
Abendmahlssonntag nicht kommunizierte, musste öffentlich
Kirchenbusse tun. Fürwahr eine sonderbare Form der
Heilsverkündigung! Dass es sich bei solcher Kirchenzucht nicht
um wahre Gemeindezucht im biblischen Sinn handelte, sollte
jedermann klar sein. Unter Calvins «geistlicher Amtskirche»
wurde die Kirche zur Polizeikirche."