Ist die Bibel Gottes Wort?

Im engeren Sinne sicherlich nicht. Sie wurde weder, ähnlich den Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten, von Gott den Menschen überreicht, noch fiel sie fertig als Buch vom Himmel. Was in ihr steht, wurde auch nicht einem bestimmten Menschen oder mehreren von Gott wörtlich in die Feder diktiert. Dagegen spricht:

Die Bibel enthält Fehler. Sie resultieren aus dem Weltbild und dem Kenntnisstand der Zeit, in der sie entstand. So wurde zum Beispiel geglaubt und findet sich in ihr wieder, daß die Erde eine Scheibe sei und daß Gott die Sonne und die Sterne nach der Erde erschuf; dabei war es umgekehrt.

Gott aber macht keine Fehler.

Die Bibel wurde von Menschen geschrieben. Eine große, unbekannte Anzahl von ihnen war im Laufe vieler Generationen daran beteiligt. Die allermeisten gaben sich dabei – dies darf man ohne Zweifel voraussetzen – große Mühe. Trotzdem enthält sie Ungenauigkeiten und Widersprüchliches als Folge menschlicher Gedächtnislücken, Verwechslungen und Irrtümer bei der mündlichen wie schriftlichen Überlieferung in verschiedenen Erzählergruppen. Als drei Beispiele seien genannt (Bibelkritiker und -feinde finden mehr): gewisse Disharmonien beim Ostergeschehen, Unterschiede bei der Wiedergabe des Damaskus-Erlebnisses des Apostels Paulus und der Todesursache des Jesus-Verräters Judas.

In einem weiteren Sinne dagegen ist die Bibel das Wort Gottes. Genauer: das Wort über Gott. Es sind Worte, die von Ihm berichten, über Seine Wirksamkeit, Seine Forderungen an uns und Seine Verheißungen. Die Bibel enthält das, was von und über Gott geglaubt wird.

Daß wir das können und wollen – diese Eigenschaft stammt von Gott. Sie wird uns geschenkt.

Dabei ist es so: Er gibt uns einen Teil Seiner Gedanken ein; andere bleiben uns, solange wir auf Erden leben, verborgen.

Wenn jemand Zweifel daran hat, daß die Bibel in erweitertem Sinn Gottes Wort ist, kann er oder sie ein anderes, sehr gebräuchliches Wort dafür nehmen: Heilige Schrift.

Das Wort "heilig" bedeutet soviel wie "abgesondert" (vom Gewöhnlichen), zur Sphäre Gottes gehörig. Ein Fremdwort dafür ist "sakral". Der Gegensatz dazu ist "profan", d. h. weltlich. So gibt es Sakral- und Profanbauten: Kirchen auf der einen Seite; Schulen, Wohnblöcke auf der anderen . . .

Um auf die Bibel zurückzukommen: sie ist ein wunderbares Buch: belehrend, begeisternd, erschütternd. Teile von ihr werden uns befremden, und es kann sein, daß wir sie ablehnen, weil wir nicht fertig mit ihnen werden. Deshalb aber die Bibel als Ganzes zurückzuweisen, gar zu fordern, daß sie verboten und verbrannt wird, wie es manche tun, ist ein großer Fehler.

Denjenigen, die so denken, reden und schreiben, entgeht etwas sehr Wertvolles – sie wissen's nur nicht!

Zurück zur Themenübersicht, Teil 1