Jesus lebt

Am Ostermorgen begrüßen sich Christen und insbesondere Kirchgänger weltweit mit "Der Herr ist auferstanden" und erwarten, dass darauf mit "Er ist wahrhaftig auferstanden" geantwortet wird. Das geschieht oft schon an der Kirchentür durch den Pastor und wird zu Beginn zu Beginn des Ostergottesdienstes mit der ganzen Gemeinde wiederholt. Fällt deren Antwort zu leise, zu verhalten aus, lässt sie der Pastor erneut sprechen, bisweilen mehrmals.

Dieses formelhafte Vorgehen – es ist der Ostergruß der Alten Kirche, wie ich dem Internet entnehme, und nicht biblisch – empfinde ich immer als ein bißchen peinlich. Fast wirkt es so, als wolle man beim zweiten oder dritten Mal mit erhöhtem Stimmaufwand dem Pastor eine Freude machen.

Auf dem Heimweg vom heutigen Ostergottesdienst stellte ich mir die Frage, ob ich denn wirklich glaube, dass Jesus Christus auferstanden ist. Hierbei dachte ich auch an den der Predigt unterlegten Bibeltext
(1. Korinther 15), in dem es heißt:

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

Demnach gab es zu Paulus' Zeiten in mindestens einer der von ihm gegründeten christlichen Gemeinden Zweifel an der Auferstehung Christi. Und es gibt sie auch heute. Dies erwähnte der Pastor mit Hinweisen auf manche nicht seltene Berufskollegen und Theologen an den Universitäten.

Die Zweifel sind nicht unbegründet. Dass jemand, nachdem er gestorben ist, wieder lebendig wird, ist ein Wunder. Es widerspricht normaler Erfahrung und übersteigt den menschlichen Verstand.

Dennoch war zu Jesu Zeit und lange davor der Glaube an eine Auferstehung Toter nicht ungewöhnlich (vgl. z. B. Jesaja 26,16-19; Hesekiel 37,1-14 und 5-6; Daniel 12,1-2). Sehr bekannt ist die Auferweckung des Lazarus durch Jesus und weniger diejenige der Tabita durch den Apostel Petrus (V. 41).

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Was nun mich selbst betrifft, so muss ich in diesem Zusammenhang etwas weiter ausholen.

Wie an mehreren Stellen meiner "Glaubensseite" zum Ausdruck gebracht, glaube ich an Gott als Schöpfer, Erhalter und Regierer von Allem. Es erscheint mir näherliegend und einfacher als das, was atheistische Naturwissenschaftler über die Entstehung des Universums behaupten – mit willkürlichen Annahmen und deutlich sichtbaren Grenzen ohne logisch begründbaren Ausweg.

Gott ist für uns Menschen gedanklich (und erst recht physisch) unerreichbar. Vieles an und von Ihm können wir nur vermuten. Hierbei glaube ich: um die unüberbrückbare Kluft zwischen Ihm und uns zu verringern, schuf Gott in Jesus eine Person und sandte sie zur Erde, die dort als Mensch erschien und doch mehr als ein Mensch war. Das zeigte sich schon am Beginn von Jesu irdischem Leben. Er trat nicht plötzlich aus dem Nichts als Erwachsener auf, sondern wurde unter wundersamen Umständen als Kind geboren. (Dass ich auch daran glaube, begründe ich hier.)

Vor Jesu Erscheinen auf der Erde wandte sich Gott von Zeit zu Zeit in Träumen, Visionen und mit plötzlich eingegebenen Gedanken an einzelne Menschen. Zu nennen sind hierbei vor allem die Propheten des Alten Testaments. Sie starben eines natürlichen Todes oder wurden umgebracht, und keiner von ihnen erstand wieder auf von den Toten. (Von einigen wurde es lediglich "gesagt", vgl. Lukas 9,7.) Keiner von ihnen opferte sein Leben dafür, dass anderen Menschen ihre Sünden vergeben werden.

Dies tat Jesus. Doch dabei blieb es nicht. Nach seiner Kreuzigung stieg er hinab in das Reich des Todes, das niemand wieder verlässt – nur Ihm war es möglich. Deshalb sagt man auch, dass Er "den Tod überwand". Später ging Jesus zu dem, der Ihn geschaffen und zur Erde gesandt hatte: in den Himmel, zurück zu Gott.

Zu Ihm bete ich. Und zu Jesus.1 Das schließt ein, dass ich auch an Seine Auferstehung glaube, um die es auf dieser Seite geht, und die den Anlass für sie bildete.

Jesus war für seine Jünger und viele andere2 nach der Auferstehung körperlich als Mensch sichtbar. Man konnte mit ihm sprechen und ihn berühren, wie es der "ungläubige Thomas" tat. Jesus aß mit den Jüngern und ging mit zweien ein Stück des Weges wie vor der Kreuzigung.3 Wir Heutigen können mit Jesus, unserem Heiland, nur im Geiste Kontakt aufnehmen. Auf diese Weise lebt Er für uns weiter.

Es gilt Sein Wort: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Jesus in unserem Herzen (anim. Symbolbild)

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1Gott und Jesus als Vater und Sohn bilden zusammen mit dem Heiligen Geist eine untrennbare Einheit, die so genannte Dreifaltigkeit. Darüber schrieb ich etwas hier und hier (letzteres unter naturwissenschaftlichem Aspekt).
2Paulus schreibt von fünfhundert.
3Der Gang nach Emmaus


Ergänzung:
Schlägt man diese Webseite auf: www.bibel-aktuell.org/navigation.php und gibt dort als Suchbegriff das Wort "Auferstehung" ein, werden 42 Bibelstellen angezeigt. Erstaunlich ist dabei, dass sie alle aus dem Neuen Testament stammen. Hierdurch wird der Eindruck suggeriert, dass der Auferstehungsgedanke bei den Juden des Alten Testaments keine Rolle spielte. Dass dieser Eindruck täuscht, zeigen nicht nur die oben genannten Bibelstellen bei Jesaja, Hesekiel und Daniel, sondern belegen auch ausführlich und eindrucksvoll diese beiden Webseiten:
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/auferstehung-at/ch/30582ae9779fc16466a4abf81a7b62bf/ und http://catholic-church.org/ao/ps/reiser2.html.

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